Coronavirus hält Tausende auf Kreuzfahrtschiffen fest
Das Wichtigste in Kürze
- Tausende Menschen sitzen derzeit auf mehreren Kreuzfahrtschiffen fest.
- Grund dafür ist das sich weiter ausbreitende Coronavirus aus China.
- Chinesische Behörden melden über 560 Tote und 28'000 Infizierte.
Millionen von Menschen wurden in mehreren chinesischen Städten aus Sorge vor dem Coronavirus unter Quarantäne gestellt. Am Donnerstag teilten nun tausende Menschen auf zwei Kreuzfahrtschiffen vor Hongkong und der japanischen Hafenstadt Yokohama dasselbe Schicksal: Beide Schiffe stehen unter Quarantäne, die Insassen müssen in ihren Kabinen bleiben.
Nach Angaben des japanischen Ministerpräsidenten befindet sich ein weiteres Kreuzfahrtschiff auf dem Weg nach Japan. An Bord der «Westerdam» soll sich ein infizierter Passagier befinden.
Bei mindestens 20 Passagieren der vor Yokohama ankernden «Diamond Princess» wurde inzwischen das Coronavirus festgestellt. Weitere Testergebnisse standen noch aus. Die zehn Betroffenen stammen aus Japan, den USA, Kanada, Neuseeland und Taiwan. Dies teilte das japanische Gesundheitsministerium mit.
Sie verliessen zur Behandlung das Schiff. Für die anderen 3700 Passagiere und Besatzungsmitglieder aus 50 Ländern galten weiterhin strikte Beschränkungen.
3600 Menschen sitzen auf «World Dream» fest
Vor Hongkong verbrachten unterdessen 3600 Menschen die Nacht an Bord der «World Dream». Zuvor war bei drei ehemaligen Passagieren das Virus nachgewiesen worden. Sie dürfen erst von Bord, wenn alle Tests negativ ausgefallen sind.
Nach der Besatzung sollten am Donnerstag alle Passagiere getestet werden. Die Hongkonger Gesundheitsbehörden wollen darüber hinaus rund 5000 Bürger kontaktieren, die seit Mitte Januar auf dem Schiff gereist waren.
Die Passagiere der «Diamond Princess» sitzen bereits seit Montag fest und müssen sich bis mindestens 19. Februar gedulden. Wie es an Bord des Luxusliners zugeht, beschreibt der britische Passagier David Abel in launigen Beiträgen auf Facebook. Statt auf seiner Traumreise finde er sich auf einem «schwimmenden Gefängnis» wieder, schrieb er.
«Für die meisten Passagiere ist es eine schreckliche Situation, hier festzusitzen, eingesperrt in der Kabine. Wir dürfen den Raum nicht verlassen», schrieb er in einem Post. Besonders schlimm sei es für diejenigen, die eine Kabine im Inneren des Schiffs gebucht haben.
Ohne frische Luft
Sie harren ohne Balkon oder Fenster nach draussen und damit ohne frische Luft aus. Einige hätten von der Klimaanlage erst Husten und dann Panik bekommen, dass sie sich mit dem Virus angesteckt hätten.
Auch das Essen entspreche nicht mehr dem Angebot einer «Luxus-Kreuzfahrt». Mit dem Wissen, wie populär seine Facebook-Kommentare inzwischen sind, schrieb Abel: «Könnte mir bitte jemand vom Zimmer-Service jeden Tag eine frische Banane bringen?».
Weiter bat er den Kapitän um einen «Talisker-Whisky, zehn Jahre alt, Single Malt». Zudem forderte er mehr als die bislang eher spärlichen Informationen für die Passagiere.
Mit drastischen Massnahmen versuchen die chinesischen Behörden seit Wochen, die Ausbreitung des neuartigen Virus in den Griff zu bekommen. Doch steigt die Todes- und Ansteckungsrate stetig weiter an: Bis Donnerstag wurden über 560 Tote und mehr als 28'000 Infizierte gemeldet. Bei unzähligen weiteren besteht ein Verdacht auf den Erreger einer Lungenkrankheit. Mehr als zwei Dutzend weitere Länder meldeten bereits Infektionsfälle, darunter Deutschland.
Kritik an Peking
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte am Mittwoch die internationale Gemeinschaft zu Zahlungen in Höhe von 675 Millionen Dollar aufgerufen. Damit soll eine weltweite Ausbreitung der Lungenkrankheit besser bekämpft werden. Mit dem Geld will die WHO einen Vorsorgeplan finanzieren. Damit will sie vor allem Länder mit einem maroden Gesundheitssystem unterstützen.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) kritisierte unterdessen scharf den Umgang Pekings mit dem neuen Coronavirus. Dass die Behörden Berichte über die neue Lungenkrankheit zu Beginn unterdrückt hätten, habe den Ausbruch nur «verschlimmert». Das sagte HRW-Chef Kenneth Roth in Genf. «Es gibt keinen Platz für Geheimhaltung bei der Bekämpfung einer Epidemie», fügte er hinzu.
Die öffentliche Gesundheit müsse «vor den Erhalt einer bestimmten politischen Macht gestellt» werden, forderte Roth. «Traurigerweise ist das nicht Pekings Ansatz.»