So kurios macht Nordkorea Propaganda im Westen
Mit einer neuen Propaganda-Masche versucht Nordkorea, Touristen anzulocken. Was dahintersteckt, ist unheimlich.
Das Wichtigste in Kürze
- Youtube-Videos zeigen das angeblich friedliche Leben nordkoreanischer Einwohner.
- Tatsächlich dürfte aber Inszenierung und Propaganda hinter den Videos stecken.
- Womöglich möchte das isolierte Land Nordkorea für Touristen attraktiver machen.
Nordkorea gilt als das meistisolierte Land der Welt. Nur ein Bruchteil der Bevölkerung verfügt über Strom, geschweige denn Zugang zum Internet. Letzteres unterscheidet sich stark von unserem: Statt mehrere hundert Millionen Websites sind nur wenige Dutzend verfügbar.
Allesamt werden sie vom nordkoreanischen Regime bereitgestellt. Der Inhalt: Vor allem Propaganda, die das verarmte und hungernde Volk ruhigstellen soll.
Doch auch gegen aussen betreibt Nordkorea Propaganda. Die wenigen Bilder, die uns aus dem Land erreichen, zeigen eindrucksvolle Gebäude, Reichtum und Bildung. Tatsächlich sind diese Dinge jedoch nur einer kleinen Elite vorbehalten.
Experten gehen gar davon aus, dass Fotos von aufwendigen Bauten in Tat und Wahrheit lediglich Fassaden zeigten. Oder aber Gebäude, die zwar von aussen schön anzusehen, innen drin jedoch gänzlich leer sind.
Jetzt hat Nordkorea offenbar eine neue Propaganda-Kampagne gestartet, die sich an den Westen richtet. So sind jüngst zahlreiche Youtube-Accounts erstellt worden, die Videos von nordkoreanischen Bürgern zeigen sollen. «CNN» berichtete zuerst darüber.
Inhalt der Videos: Der angebliche Alltag vom durchschnittlichen Nordkoreaner. Unglaubwürdig macht die Sache, dass das reguläre Internet inklusive Youtube in Nordkorea nur wenigen Regierungsmitarbeitern und Eliten vorbehalten ist.
Unheimliche Videos aus Nordkorea
Auch die in den Videos gezeigten Szenen muten merkwürdig an. So etwa Aufnahmen einer jungen Frau, die einen Kühlschrank nach Eiscreme durchsucht, und mehrere herausnimmt. «Das ist Milchgeschmack, das Bild ist so süss», sagt sie.
Sie zückt eine andere Sorte und meint: «Und das ist Pfirsich-Geschmack.» Als sie sich schlussendlich für ein Eis entschieden hat, beisst sie rein: «Das Biscuit ist sehr lecker».
Park Seong-cheol, Wissenschaftler einer Menschenrechtsorganisation, ist sich sicher: «Für mich sehen diese Videos inszeniert aus».
Ein Kollege ergänzt gegenüber «CNN»: «Mit der Aussenwelt-Kontakt aufzunehmen, wäre für einen Einwohner unmöglich». Womöglich will Nordkorea mit diesen Videos sein Land Touristen gegenüber attraktiver erscheinen lassen.
Auch die Videos eines anderen Accounts widersprechen eindeutig dem, was wir über Nordkorea wissen. Eine 11-Jährige namens «Song A» eröffnete im April 2022 ein Youtube-Konto. «Mein Lieblingsbuch ist Harry Potter», sagt sie, während sie den ersten Band der Buchserie hochhält.
Gleichzeitig ist bekannt, dass Nordkorea strikte Regeln verfolgt, was fremde Kulturen, insbesondere solche aus dem Westen angeht. Weiter verweist sie in perfektem britischen Englisch auf die zahlreichen «Sehenswürdigkeiten» in Nordkorea. Sie versucht den Zuschauer dazu zu animieren, das Land bereisen zu wollen.
In einem weiteren Video nimmt «Song A» Bezug auf die Corona-Pandemie. Sie erzählt, wie Militärärzte angeblich jeden nordkoreanischen Haushalt aufsuchen und Medikamente verteilen. Die Mimik und Gestik des Kindes wirken unheimlich und roboterhaft.