Israel - Jemen: Befürchtung vor Eskalation nach Gegenschlag

Keystone-SDA
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Bern,

Nach einem Gegenschlag Israels im Jemen wächst die Sorge vor weiteren Eskalationen.

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Feuer und Rauch nach israelischen Luftangriffen in der Hafenstadt Hodeidah, Jemen, 20. Juli 2024: Die Luftangriffe erfolgten einen Tag nach einem Drohnenangriff der Houthis auf Tel Aviv, bei dem ein Mensch getötet und mindestens 10 weitere verletzt wurden. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach einem tödlichen Angriff der Huthi-Miliz in Tel Aviv hat Israel zurückgeschlagen.
  • Israel sieht den Iran hinter der Huthi-Attacke.
  • UN-Generalsekretär António Guterres zeigt sich besorgt wegen weiteren Eskalationen.

Die Angst vor einem Flächenbrand in der Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Jemen steigt. Nach einem Drohnenangriff der proiranischen Huthi-Miliz in Tel Aviv hat Israel mit einem Luftangriff im Jemen reagiert.

UN-Generalsekretär António Guterres forderte Zurückhaltung ein. Der Iran und Israel tauschten gegenseitige Warnungen aus.

Israel – Jemen: Huthi vom Iran unterstützt

Israels «gefährliches Abenteurertum» könne einen regionalen Krieg auslösen. So wird der Sprecher des iranischen Aussenministeriums, Nasser Kanaani, von der staatlichen Nachrichtenagentur Irna zitiert. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach vom Abwehrkampf gegen Irans «Terrorachse».

«Jetzt ist es an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft die Sanktionen gegen den Iran maximiert». Das forderte der israelische Aussenminister Israel Katz auf der Plattform X.

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Öltanks brennen im Hafen von Hodeidah, Jemen. Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben mehrere Ziele der Houthi im Westjemen angegriffen - keystone

Der Iran unterstütze, trainiere und finanziere die Huthi als «Teil seines regionalen Netzwerks von Terrororganisationen, die Israel angreifen wollen».

Israel und seine Unterstützer wie die USA würden für «unvorhersehbare und gefährliche Folgen» direkt verantwortlich sein. So warnte der Sprecher des iranischen Aussenministeriums.

Guterres fordert Zurückhaltung

Am frühen Morgen fing Israels Raketenabwehr nach Militärangaben eine Boden-Boden-Rakete ab, die sich vom Jemen aus Israel genähert habe. Zuvor sei im Raum der südisraelischen Hafenstadt Eilat Raketenalarm ausgelöst worden, hiess es. Das Geschoss sei jedoch nicht in israelisches Gebiet eingedrungen. Berichte über Opfer gab es nicht.

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich «zutiefst besorgt über die Gefahr einer weiteren Eskalation in der Region». Er rief «zur äussersten Zurückhaltung» auf. Israels Militär hatte zuvor nach eigenen Angaben militärische Ziele der Huthi-Miliz im Hafen von Hudaida angegriffen.

Es habe dabei mindestens drei Tote und 87 Verletzte gegeben. Das berichtete der Huthi-nahe Fernsehsender Al-Masirah in der Nacht unter Berufung auf die Gesundheitsbehörde.

Kampfdrohne aus dem Jemen

Auf Bildern waren gewaltige Brände zu sehen. Huthi-Sprecher hatten einen israelischen Angriff gegen «zivile Einrichtungen» im Jemen bestätigt. Ziele seien Öl- und Stromanlagen gewesen.

«Von Beginn des Krieges an habe ich deutlich gemacht, dass Israel gegen alle vorgehen wird, die uns angreifen». Das sagte der israelische Ministerpräsident Netanjahu.

Am Freitag war beim Einschlag einer aus dem Jemen kommenden Kampfdrohne im Zentrum von Tel Aviv ein Mann getötet worden. Mindestens acht weitere Menschen wurden dabei verletzt.

Zum Gegenschlag im Jemen meinte Netanjahu: Er «macht unseren Feinden klar, dass es keinen Ort gibt, den der lange Arm Israels nicht erreichen wird». Es sei die Antwort «auf Hunderte Attacken der letzten Monate auf Israel» gewesen, erklärte die israelische Armee.

«Achse des Bösen»

Über den Hafen von Hudaida seien Waffen aus dem Iran in das Land gelangt, sagte Netanjahu. Die Huthi-Miliz im Jemen sei ein integraler Bestandteil der iranischen «Achse des Bösen». Wie es auch die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah-Miliz im Libanon seien.

Der jahrzehntealte Konflikt zwischen Israel und dem Iran hat sich dramatisch zugespitzt. Das zeigt sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober.

Israel sieht sich nach Angriffen von Milizen, die mit dem Iran verbündet sind, an gleich mehreren Fronten unter Beschuss. Seit der iranischen Revolution von 1979 gelten Israel und die USA als Erzfeinde des Landes. Netanjahu nannte den Iran in der Vergangenheit ebenfalls den «wichtigsten Feind».

Austin und Galant

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin beredete sich derweil mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant. Sie sprachen über Israels Antwort auf den Drohnenangriff der Huthi-Miliz in Tel Aviv. Das teilte ein Sprecher des Pentagon mit.

Israels Schlag sei auf monatelange Angriffe der Huthi gegen den Staat Israel hin erfolgt. Austin bekräftigte «das eiserne Bekenntnis der Vereinigten Staaten zur Sicherheit Israels und zum Recht Israels auf Selbstverteidigung».

Unterdessen demonstrierten in Israel erneut Tausende von Menschen gegen die Regierung von Netanjahu. Sie waren für ein sofortiges Abkommen im Gaza-Krieg zur Freilassung der Geiseln. Kurz vor dem Abflug Netanjahus in die USA hielten Demonstranten in Jerusalem Transparente mit der Aufschrift hoch: «Kein Flug ohne Abkommen», wie die «Times of Israel» am Abend berichtete.

Rede zu Israels Vorgehen

Am Mittwoch will Israels Regierungschef vor den beiden Kammern des US-Kongresses eine Rede zu Israels militärischem Vorgehen im Gazastreifen halten.

Auf einer der wöchentlichen Kundgebungen sagte einer der Teilnehmer: «Nur ein Ende des Krieges wird die Geiseln nach Hause bringen». Der Enkel dieses Mannes war bei dem Terrorangriff der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober nach Gaza verschleppt worden.

Der Enkel war kürzlich vom Militär für tot erklärt worden. Der Mann fügte noch an: Ein Ende des Krieges werde «auch ein Ende der Regierung bedeuten». «So können Sie alle verstehen, warum dieser Krieg so lange andauert und warum es immer noch kein Geiselabkommen gibt».

Indirekte Gespräche

Seit Monaten laufen indirekte Gespräche zwischen Israel und der Hamas, bei denen Ägypten, Katar und die USA vermitteln. Sie kreisen um einen dreistufigen Plan. Vorgesehen ist der den Austausch der rund 120 im Gazastreifen von der Hamas festgehaltenen Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in Israel. Enthalten seien auch Wege hin zu einer dauerhaften Waffenruhe.

Teilnehmer der indirekten Gespräche hatten kürzlich noch vorsichtigen Optimismus gezeigt. Derzeit sind jedoch keine weiteren ranghohen Treffen angekündigt.

Der Militärsprecher der Huthi-Miliz im Jemen, Jahja Sari, sagte unterdessen, man bereite sich auf einen «langen Krieg» mit Israel vor. Die Miliz greift seit Monaten Handelsschiffe in der Region an, die angeblich Bezug zu Israel haben. Sie handelt nach eigener Darstellung aus Solidarität mit den Palästinensern im Gaza-Krieg. Sie hatte auch Ziele in Israel attackiert.

Iran und Huthi

Die meisten Geschosse wurden abgewehrt. Der Iran finanziere, bewaffne und lenke die terroristischen Aktivitäten der Huthi, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari.

Die von der Miliz auf Tel Aviv gerichtete Langstreckendrohne war am Freitag mit Sprengstoff beladen in ein Wohnhaus eingeschlagen. Israels Verteidigungsminister Galant kündigte daraufhin Vergeltung an.

Die Luftwaffe habe beim Gegenschlag auf den jemenitischen Hafen von Hudaida Ziele angegriffen, die auch für terroristische Aktivitäten genutzt würden. Auch Energieinfrastruktur sei betroffen gewesen, sagte Hagari. Israel habe den Luftangriff alleine durchgeführt und Verbündete wie die USA nicht daran beteiligt.

Im Jemen tobt seit Jahren ein Bürgerkrieg. Zudem herrscht eine schwere humanitäre Krise, in der etwa 80 Prozent der Bevölkerung auf irgendeine Form von Hilfe angewiesen sind. Der Hafen von Hudaida am Roten Meer ist strategisch wichtig. Etwa 70 Prozent aller Importe und 80 Prozent aller humanitären Hilfsgüter kommen nach UN-Angaben hier ins Land.

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