Studie: Klimawandel belastet afrikanische Frauen stärker
Frauen und Mädchen in Afrikas ländlichen Regionen spüren den Klimawandel besonders deutlich.
Die Auswirkungen des Klimawandels spürt in Afrika eine Bevölkerungsgruppe besonders deutlich, vor allem in den ländlichen Regionen: Frauen und Mädchen. Eine Studie der Welternährungsorganisation FAO zu 24 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen stellte fest, dass weiblich geführte Haushalte bei einem weiteren Anstieg der globalen Temperaturen um ein Grad Celsius voraussichtlich 34 Prozent mehr Einkommen verlieren werden als männlich geführte.
«Frauen sind in Armutssituationen häufig grösseren Risiken und Belastungen durch die Auswirkungen des Klimawandels ausgesetzt, und die Mehrheit der Armen der Welt sind Frauen», heisst es auch in einem Bericht des UN-Klimasekretariats zu Klimawandel und Gender. Die ungleiche Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen und Arbeitsmärkten verstärke Ungleichheiten noch.
Auf der Weltklimakonferenz COP 29 geht es derzeit einmal mehr um Klimaziele und Anpassungsmassnahmen. An den strukturellen Benachteiligungen vieler afrikanischer Frauen ändert das nichts. Beim Klimawandel gibt es eine Gender Gap.
Besitz- und Bildungslücke verschärfen die Situation
Während auf dem afrikanischen Kontinent viele kleine Farmen von Frauen bewirtschaftet werden, sind Frauen bei Landbesitz und Erbrecht häufig benachteiligt. Das bedeutet auch, dass sie keinen Zugang zu Krediten oder Entschädigungszahlen für Klimafolgen haben, selbst wenn diese gezahlt werden.
Es sind Frauen und Mädchen, denen in ländlichen Regionen die Aufgabe zufällt, Feuerholz zu sammeln und Wasser zu holen – und in Dürrezeiten sind die Wege länger und zeitaufwendiger. In diesen steigt auch die Zahl der Mädchen, die die Schule abbrechen müssen. Die Zahl der Frühverheiratung dieser Mädchen steige ebenfalls in solchen Krisenzeiten, so ein Bericht der Welthungerhilfe über die unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels auf Frauen und Mädchen.
Eine im Juni veröffentlichte Untersuchung von Forschenden des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) kann den zusätzlichen Zeitaufwand sogar beziffern: Im Durchschnitt verbrachten danach Frauen in Haushalten ohne fliessendes Wasser im Zeitraum von 1990 bis 2019 weltweit täglich 22,84 Minuten mit dem Wasserholen.
Die gesundheitliche Belastung nimmt zu
«Verglichen mit diesen Zahlen, werden Frauen bis 2050 in einem Szenario mit hohen Emissionen bis zu 30 Prozent mehr Zeit pro Tag für das Wasserholen aufwenden müssen. Dieser Anstieg kann auf 19 Prozent reduziert werden, wenn die globale Erwärmung unter zwei Grad Celsius gehalten wird», sagt Klimawissenschaftler Robert Carr.
Patriarchale Strukturen prägen in vielen ländlichen Regionen Afrikas das Familienleben: Der Ehemann und Vater greift beim Essen als Erster zu und bekommt die grösste Portion. Wenn Ernten infolge von Dürre oder Fluten zerstört wurden und Hunger herrscht, sind es oft die Mütter, die kaum noch etwas essen.
Wenn das Vieh verdurstet ist oder die Felder verdorrt sind, machen sich die Menschen in Ländern wie Somalia am Horn von Afrika auf den Weg in die Städte und hoffen auf Hilfe – oder ergreifen selbst neue Initiativen.
Neue Chancen trotz patriarchalischer Gesellschaft
So zum Beispiel die 31 Jahre alte Barni Barre Aqwan, Mutter von vier Kindern: Früher hatte ihr Mann eine Ziegenherde in ihrem Heimatdorf in der Shabelle-Provinz im Süden des Landes. Seit die Dürre die Familie in die Flucht trieb, ist Barni.
Die 31-Jährige hat sich entschlossen, als Schuhputzerin auf den Strassen Mogadischus zu arbeiten und sich damit in einem Job zu behaupten, den bis vor kurzem nur Männer oder Jungen ausübten. «Mein Mann ist krank und kann nicht arbeiten. Wenn ich nicht arbeite, bleiben meine Kinder hungrig», sagt sie.