Syrien-Ticker: Schüsse am Präsidentenpalast in Hauptstadt Damaskus
In der syrischen Hauptstadt Damaskus ist es zu einer Explosion und Schüssen gekommen. Die Regierungstruppen ziehen aus Homs ab. Das Neuste hier im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze
- In Damaskus ist es am Freitag zu einer Explosion gekommen.
- Eine Drohne soll dabei involviert sein.
- Israel entsendet derweil weitere Soldaten auf die Golanhöhen.
Nach der Einnahme von Aleppo und Hama stehen die Rebellen in Syrien Aktivisten zufolge inzwischen vor den Toren der Stadt Homs, die strategisch von grosser Bedeutung ist. Die drittgrösste Stadt Syriens liegt rund 200 Kilometer Luftlinie von der israelisch-syrischen Grenze entfernt.
«Wer die Schlacht mit Homs gewinnt, wird Syrien regieren», sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel-Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. Die Stadt sei von strategischer Bedeutung. Bei einem Erfolg der Rebellen wäre die Verbindung der Hauptstadt Damaskus zu den syrischen Mittelmeerhäfen abgeschnitten.
Am Freitag kam es schon in der Hauptstadt zu Schüssen.
Die neusten Entwicklungen in Syrien gibt es hier im Ticker. Der Hintergrund des Bürgerkriegs in Syrien ist ganz unten zu finden.
Schüsse beim Präsidentenpalast
17.34: Nach einer Explosion kommt es in der Hauptstadt Damaskus auch zu Schüssen, wie etwa «Bild» berichtet. Zu hören seien diese in der Nähe des Präsidentenpalasts von Baschar al-Assad. In den sozialen Medien kursiert ein Video, auf dem die Schüsse zu hören sein sollen.
Video claims sound of clashes come from the presidential resident in #Damascus (Folks Castle).#Syria #Assad pic.twitter.com/cB9u8iMEVP
— Mohamed Al Neser (النسر) (@M_Alneser) December 6, 2024
Aktivisten: Syrische Armee zieht aus Homs ab
16.20: Syrische Regierungstruppen haben sich nach Angaben von Aktivisten aus der Stadt Homs zurückgezogen. Regime-treue Milizen seien jedoch weiterhin in der drittgrössten Stadt Syriens stationiert, meldet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Syrische Militärkreise wiesen die Berichte über einen Truppenrückzug zurück. Die syrischen Streitkräfte seien weiterhin in Homs und Umgebung präsent. Das Militär hatte zuvor bereits ähnliche Berichte dementiert, als die Rebellenoffensive die Stadt Hama erreicht hatte.
Der Beobachtungsstelle mit Sitz in Grossbritannien zufolge hatten die Rebellen zuvor bereits die Kontrolle über das nördliche Umland von Homs, der drittgrössten Stadt Syriens, übernommen. Die Rebellen seien bis auf fünf Kilometer aus nördlicher Richtung an die Stadt herangerückt.
Die Orte Talbiseh und Rastan stehen demnach nun unter ihrer Kontrolle. In Talbiseh habe es Beschuss der Regierungstruppen gegeben. Beide Orte waren zu Beginn des syrischen Bürgerkriegs Hochburgen der Oppositionskräfte.
Homs liegt etwa eine halbe Autostunde von der Grenze zum Libanon entfernt. Die Kontrolle der Regierung über Homs ist dem US-amerikanischen Institut für Kriegsstudien (ISW) zufolge entscheidend, um weiterhin Lieferungen des Irans an die Hisbollah-Miliz im Libanon zu ermöglichen. Homs bietet Zugang zu mehreren Grenzübergängen in das Nachbarland.
16.15: Die von Kurdenmilizen angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) haben Aktivisten zufolge eine strategisch wichtige Stadt in Ostsyrien unter ihre Kontrolle gebracht. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, nahmen die SDF Dair as-Saur am Freitag ein. Regierungstruppen hatten sich demnach zuvor zurückgezogen.
Die Stadt, früher Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt zwischen Syrien und dem Irak. Im Jahr 2017 wurde sie von der syrischen Armee mit Unterstützung Russlands zurückerobert.
Israel schickt mehr Soldaten auf Golanhöhen
15.50: Israel schickt deshalb weitere Soldaten auf die vom jüdischen Staat annektierten Golanhöhen. Zusätzliche Luft- und Bodentruppen würden dort entlang der Grenze zu Syrien stationiert, teilte das israelische Militär mit.
Israel stellt sich Medien zufolge auch auf einen möglichen Kollaps der syrischen Armee ein. Die israelische Zeitung «Haaretz» meldete, Israel bereite sich auch auf die Möglichkeit eines Überraschungsangriffs aus der syrischen Grenzregion heraus vor.
Im Sechstagekrieg 1967 wurden die Golanhöhen, ein strategisch wichtiges Felsplateau, von Israel erobert und 1981 annektiert. International wird dies nicht anerkannt. Nach internationalem Recht gelten die Gebiete als von Israel besetztes Territorium Syriens.
15.45: Jordanien schliesst angesichts der Gefechte im Nachbarland Syrien einen wichtigen Grenzübergang. Das Innenministerium habe aufgrund der Sicherheitslage die Schliessung der Dschaber-Grenzstelle im Norden des Landes angeordnet, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Petra. Es ist einer von nur zwei Grenzübergängen der Nachbarländer.
15.40: Medienberichten zufolge gab es in Damaskus, der Hauptstadt Syriens, nahe der Radio- und Fernsehbehörde eine Explosion. Die Rede ist von einer Drohne.
So kam es zum Bürgerkrieg in Syrien
Der Konflikt in Syrien begann 2011 mit Protesten gegen die Regierung Assads. Sicherheitskräfte gingen dagegen mit Gewalt vor. Alles mündete in einen Bürgerkrieg mit internationaler Beteiligung, in dem Russland, der Iran, die Türkei und die USA eigene Interessen verfolgen.
Rund 14 Millionen Menschen wurden vertrieben. Nach UN-Schätzungen kamen bisher mehr als 300'000 Zivilisten ums Leben. Eine politische Lösung ist seit Jahren nicht in Sicht.
Am 27. November flammte der Bürgerkrieg mit der Offensive der Islamisten-Allianz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) plötzlich wieder auf. In kürzester Zeit nahm die Gruppe viel Gebiet teils kampflos ein.
Am vergangenen Sonntag fiel die zweitgrösste syrische Stadt Aleppo, das Wirtschaftszentrum im Norden, unter ihre Kontrolle. Das Bündnis unter Anführer Abu Mohammed al-Dschulani, der erst Anfang 40 ist, plant den Sturz der syrischen Regierung.