Thailands Höhlendrama wird gross vermarktet

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Thailand,

Ein Jahr ist es her, dass das Höhlendrama von Thailand die Welt bewegte. Die Höhle ist nun ein Wallfahrtsort. Nun hoffen manche auf das grosse Geld.

Höhlenrettung
Mit grossem Aufwand und Hunderten Helfern gelang es im Juli 2018, die zwölf in einer überschwemmten thailändischen Höhle eingeschlossenen Jungen zu retten. - Twitter/@euronewsde

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor genau einem Jahr ereignete sich in Thailand das Höhlendrama.
  • Eine ganze Fussballmannschaft steckte in einer überschwemmten Höhle fest.
  • Erst nach 17 Tagen konnten die Jungen befreit werden.
  • Heute wird die Heldengeschichte gross vermarktet.

Für einen Jungen aus der thailändischen Provinz ist Dom Promthep letztes Jahr ganz schön herumgekommen. Der 14-Jährige aus Mae Sai, einer Kleinstadt an der Grenze zu Myanmar, war in England, in Japan, in Argentinien und in den USA. In Bangkok gab der König ihm zu Ehren eine Gala. Bald kommt ein Film («The Cave») über sein Schicksal ins Kino. Netflix dreht eine Serie, Disney einen Dokumentarfilm. Und sie haben ihm sogar ein Denkmal gebaut.

Die Berühmtheit rührt daher, dass Dom U16-Kapitän der Moo Pah war, der «Wildschweine», des Fussballvereins von Mae Sai. Am 23. Juni letzten Jahres, einem Samstag, stieg er mit elf anderen Jungen – alle zwischen elf und 16 – und dem Betreuer (25) nach dem Training aufs Rad. Sie fuhren zu einer Höhle und kletterten hinein. Weil der Monsunregen alles überschwemmte, kamen sie nicht mehr heraus.

Höhlendrama Thailand
Die Jungs der Fussballmannschaft, als sie in der Höhle in Thailand eingeschlossen waren. - Keystone

Höhlendrama wird gross vermarktet

Das war der Beginn von 17 Tagen Drama. Als sie nach einer beispiellosen internationalen Hilfsaktion endlich gerettet waren, jubelte die halbe Welt. Es war damals schon die nahezu perfekte Heldengeschichte. Heute wird sie so gross wie möglich vermarktet, wobei die Akzente anders gesetzt werden als vor zwölf Monaten.

Thailand, das ohne Hilfe aus dem Ausland damals verloren gewesen wäre, hat sich der Story bemächtigt. Es geht nicht nur ums Geld – auch ums Image. Kein Wunder: So gute Nachrichten gab es aus dem Königreich, wo seit einem Putsch 2014 das Militär regiert, schon lange nicht mehr. Und seither nicht wieder, auch wenn zwischenzeitlich gewählt wurde.

Exklusiv-Verträge versprechen das grosse Geld

Im Mittelpunkt stehen natürlich die Kinder. Die ersten Wochen nach der Rettung aus der Tham-Luang-Höhle waren die Moo Pah noch zusammen. Anfangs in Quarantäne im Krankenhaus, dann für zwei Wochen im Tempel, wo sie sich nach buddhistischem Ritus die Köpfe rasieren liessen. Und schliesslich zusammen auf Tour: bei der FIFA, bei Manchester United, zu Talkshows in den USA. Drei der Jungen und der Betreuer, die bis dahin staatenlos waren, bekamen einen thailändischen Pass.

Die Höhlen-Buben bei der Weihung im Kloster.
Die Höhlen-Buben bei der Weihung im Kloster. - Keystone

Im grössten Tempel ihrer Heimatstadt gibt es ihnen zu Ehren jetzt sogar ein Museum. Der Trainer hilft dort jetzt manchmal aus. Im Museum sind ihre Fussballschuhe ausgestellt, die Rucksäcke, mit denen sie unterwegs waren, und auch eines der Räder. Am Ausgang stehen dann alle fast lebensgross in Stein, mit orangenen Mönchsgewändern und merkwürdigerweise auch mit blauen Haaren.

Höhlendrama in Thailand
Diese Steinfiguren sollen die vor einem Jahr aus einer Höhle gerettete Jungen-Fussballmannschaft verkörpern. - dpa

Die Fussballer und ihre Eltern haben Exklusiv-Verträge geschlossen. Wer sie interviewen darf, wird in Bangkok entschieden. Es ist wohl auch eine Frage des Geldes. Allein für die Netflix-Serie soll jede Familie nach einem Bericht der Lokalzeitung drei Millionen Baht (etwa 95'600 Franken) bekommen. Bislang jedoch, so heisst es unter der Hand, haben sie davon noch nichts gesehen.

Die Höhle selbst ist zu einem Wallfahrtsort geworden. Alles in allem wurden schon 1,3 Millionen Besucher gezählt. Vor einer Weile waren an einem einzigen Wochenende mehr als 10'000 Leute da – obwohl es eigentlich nicht viel zu sehen gibt. Das schwarze Loch, über das man früher hineinkam, ist abgesperrt. Am Zaun hängt ein Foto der zwölf Jungen und des Trainers sowie ein Schild «Sperrgebiet». Nächstes Jahr wird die Höhle vielleicht wieder geöffnet.

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