UN: Zivilisten im Sudan in verzweifelter Lage
Die UN warnt vor eskalierender Gewalt und Kriegsverbrechen im Sudan.
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, warnt vor einer immer gefährlicheren Lage der Zivilbevölkerung im Sudan. «Die Lage der Zivilbevölkerung im Sudan ist bereits verzweifelt. Und es gibt Hinweise auf die Begehung von Kriegsverbrechen und anderen Gräueltaten», sagte Türk in Genf.
In den vergangenen Wochen haben sich die Kämpfe zwischen der Armee des De-facto-Machthabers Abdel-Fattah al-Burhan und der Miliz RSF von Mohamed Hamdan Daglo noch einmal intensiviert. Mit der Rückeroberung der Stadt Wad Madani im Bundesstaat Al-Dschasira errang die Armee kürzlich einen wichtigen Erfolg.
Kontrolle über Khartum steht bevor
Nun steht Berichten zufolge der Kampf um die Kontrolle über die Hauptstadt Khartum bevor. «Ich fürchte, die Situation nimmt nun eine weitere, noch gefährlichere Wendung», sagte Türk.
Allein in der letzten Woche habe das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte mindestens 21 Todesfälle bei nur zwei Angriffen im Bundesstaat Al Dschasira dokumentiert. Obwohl die tatsächliche Zahl der auf Zivilisten gerichteten Angriffe und der getöteten Zivilisten sehr wahrscheinlich höher sei, so Türk.
Vergeltungsangriffe und ethnische Gewalt
«Vergeltungsangriffe von schockierender Brutalität auf ganze Gemeinschaften aufgrund tatsächlicher oder vermeintlicher ethnischer Identität nehmen zu, ebenso wie Hassreden und Anstiftung zur Gewalt. Dem muss dringend ein Ende gesetzt werden», betonte der Menschenrechtskommissar.
Hinzu kämen Angriffe und Bombardierungen in Wohngebieten, bei denen der Tod von Zivilisten in Kauf genommen wird. In der Stadt Omdurman wurden Berichten zufolge am 13. Januar bei Drohnenangriffen, die angeblich von der SAF auf einen Markt in einem von der RSF kontrollierten Gebiet durchgeführt wurden, rund 120 Zivilisten getötet und mehr als 150 verletzt.
Appelle und Sanktionen
Türk rief die Konfliktparteien auf, den Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts nachzukommen und die Kämpfe zu beenden. Angriffe dürfen sich niemals gegen Zivilisten richten.
Die USA haben inzwischen Sanktionen sowohl gegen al-Burhan als auch gegen Daglo verhängt. Die beiden Generäle hatten sich einst gemeinsam an die Macht geputscht, später aber zerstritten. Seit April 2023 trieb der bewaffnete Kampf ihrer Gruppen rund zwölf Millionen Menschen in die Flucht – nach UN-Angaben die grösste Flüchtlingsbewegung weltweit.