UNO verurteilt Bestätigung von 75 Todesurteilen in Ägypten
Die neue UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet hat die Bestätigung von 75 Todesurteilen in Ägypten mit scharfen Worten verurteilt.
Das Wichtigste in Kürze
- In Ägypten wurden 75 Menschen zum Tode verurteilt.
- Die neue UN-Menschenrechtskommissarin hat die Urteile scharf kritisiert.
Die neue UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet hat die Bestätigung von 75 Todesurteilen in Ägypten mit scharfen Worten verurteilt. Sie hoffe, dass das ägyptische Berufungsgericht die Urteile noch einmal überprüfe, um ein «unumkehrbares Fehlurteil» zu vermeiden, erklärte Bachelet am Sonntag in Genf. Es handele sich um eine »eindeutige Missachtung grundlegender Rechte der Angeklagten«, weshalb die Schuld der Verurteilten ernsthaft anzuzweifeln sei.
Ein Gericht in Kairo hatte am Samstag die Todesurteile gegen 75 Menschen bestätigt. Die Verurteilten, darunter führende Mitglieder der Muslimbruderschaft, waren Ende Juli in erster Instanz wegen Polizistenmordes und Vandalismus zum Tode verurteilt worden.
Insgesamt standen am Samstag 739 Menschen vor Gericht. Sie sollen sich im August 2013 an gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Anhängern des gestürzten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi beteiligt haben.
Bachelet kritisierte, die 739 Angeklagten hätten vor Gericht keine persönlichen Verteidiger gehabt und keine Beweise zu ihrer eigenen Verteidigung vorlegen dürfen. Gleichzeitig habe die Anklage nicht genug Beweise für die Schuld der Angeklagten vorgelegt.
Der preisgekrönte Fotoreporter Mahmud Abu Seid, bekannt unter seinem Künstlernamen Shawkan, wurde am Samstag zu fünf Jahren Haft verurteilt. Er hatte damals über die blutige Niederschlagung der Demonstration berichtet. Da er bereits seit 2013 inhaftiert war, soll er in Kürze freigelassen werden.
Bei der blutigen Niederschlagung einer Demonstration in der Hauptstadt Kairo waren am 14. August 2013 hunderte Menschen getötet worden. Die Demonstration von Unterstützern der Muslimbrüder richtete sich gegen Mursis Sturz durch die Armee. Mursi hatte 2012 sein Amt als erster demokratisch gewählter Staatschef Ägyptens angetreten, war aber schon bald mit Massenprotesten konfrontiert.