Warnung: Sudan erlebt Hungerkrise von historischem Ausmass
Seit April 2023 kämpfen Generäle im Sudan um die Vorherrschaft. Millionen Menschen sind vertrieben und hungern. Westliche Länder können etwas tun, sagt der norwegische Flüchtlingsrat.
Mit drastischen Worten warnen renommierte Hilfsorganisationen vor einer Hungerkatastrophe im Sudan. «Wir können nicht deutlicher sein: Der Sudan erlebt eine Hungerkrise von historischem Ausmass», teilte der Norwegische Flüchtlingsrat zusammen mit Partnern mit. «Kinder verhungern.»
«Jeden Tag sterben Menschen an Hunger, und dennoch liegt der Schwerpunkt weiterhin auf semantischen Debatten und rechtlichen Definitionen», kritisiert der Rat. Er spielt damit darauf an, dass für die Feststellung einer Hungersnot eine komplizierte Abklärung nötig ist.
Feststellung einer Hungersnot ist kompliziert
Zu den Kriterien einer Hungersnot gehört etwa, dass täglich vier von 10'000 Kindern durch Hunger sterben oder dass mehr als 30 Prozent der Bevölkerung unterernährt sind. Das ist vor allem in Konfliktsituationen wie im Sudan, wo die Arbeit von Hilfsorganisationen behindert wird und längst nicht alle Menschen erreicht werden können, aber schwierig festzustellen.
Technisch heisst das Verfahren «integrierte Phasenklassifikation zur Ernährungssicherheit (IPC)». Es wird von den Vereinten Nationen und anderen internationalen Entwicklungsorganisationen angewendet.
Machtkampf unter Generälen
Im Sudan kämpfen seit April 2023 rivalisierende Generäle um die Vorherrschaft. Durch die blutigen Kämpfe wurden mehr als zehn Millionen Menschen vertrieben und Tausende getötet. Die Nahrungsmittelproduktion ist schwer getroffen, viele Felder sind zerstört, vermint oder die Bauern vertrieben, Nutztiere getötet worden.
Nach Angaben von Hilfsorganisationen haben mehr als 25 Millionen Menschen – mehr als die Hälfte der Bevölkerung – nicht genug zu essen. Viele Familien ässen Blätter und Insekten und hätten nur eine Mahlzeit am Tag, so der Flüchtlingsrat. Selbst für die Menschen, die erreicht werden könnten, reicht das Geld nicht. Die Spendenaufrufe der Organisationen sind kaum zur Hälfte gedeckt.