Zahl ungeküsster Oberstufen-Buben in Japan erreicht Höchststand
Das Wichtigste in Kürze
- In Japan hat nur jeder fünfte Junge zwischen 15 und 18 Jahren schon einen Kuss erlebt.
- Experten sehen darin eine Abkehr von «echter körperlich-sexueller Aktivität».
- Das kann einen Einfluss auf die Geburtenrate des Landes haben.
Eine Umfrage zeigt: Nur einer von fünf japanischen Oberstufenschülern hat bereits einen Kuss bekommen. Das ist der niedrigste Wert seit Erhebungsstart 1974. Experten zeigen sich darüber alarmiert.
Denn: Der Abwärtstrend beim Küssen deute auf eine Abkehr von «echter körperlicher sexueller Aktivität» hin.
Das kann sich negativ auf die ohnehin schon sehr tiefe Geburtenrate des Inselstaats auswirken. Fatal für das Land mit dem höchsten Durchschnittsalter weltweit.
Erinnerst du dich an deinen ersten Kuss?
Immerhin sind Mädchen zwischen 15 und 18 Jahren etwas weniger zurückhaltend, wenn es ums Küssen geht. Aber auch bei ihnen ist es nur jede Vierte, die im Oberstufenalter bereits geküsst wurde oder einen Kuss gegeben hat.
Die Umfrage der japanischen Vereinigung für Sexualerziehung bezieht sich auf das Schuljahr 2023. Sie zeigt einen deutlichen Rückgang der Kusstätigkeit bei Teenagern auf. Seit 2017 ist die Zahl der geküssten Jugendlichen um ganze 11,1 Prozentpunkte zurückgegangen.
Teenies sind bei Sex noch zurückhaltender
Wenn es um Sex geht, sind die 12'500 befragten Schülerinnen und Schüler noch zurückhaltender. Nur 12 Prozent der Mittel- und Oberstufenschüler gab an, bereits Sex gehabt zu haben. Bei den Mädchen waren es 14,8 Prozent.
Auch hier lässt sich ein Rückgang – wenn auch ein weniger massiver als beim Küssen – feststellen, berichtet «The Guardian». Jedoch stieg die Zahl der Schülerinnen und Schüler an, die bereits masturbiert haben.
Der Trend zu weniger körperlicher Nähe wird teilweise auf die Corona-Pandemie zurückgeführt. Sie hat zu Schulschliessungen geführt. Ausserdem wurde propagiert, enge Kontakte zu meiden, so gut es geht.
Schüler masturbieren lieber zu Sex-Mangas
Yusuke Hayashi, Soziologieprofessor an der Musashi-Universität, hat die Ergebnisse analysiert. Dem «Guardian» sagt er, dass die Kombination von Schulschliessungen und Beschränkungen des persönlichen Kontakts während der Pandemie zur Unzeit kam.
Denn: Zu diesem «sensiblen Zeitpunkt» hätten «Schüler der unteren und oberen Klassenstufen» begonnen, sich «für ihre Sexualität zu interessieren».
Es sei möglicherweise auf sexuelle Bilder in Mangas und anderen Medien zurückzuführen, dass es zu einer Verbreitung von Selbstbefriedigung kommt. Diese diene aber nicht als Ersatz für zwischenmenschliche Beziehungen.
Tamaki Kawasaki, Kolumnist und Soziologiedozent, meint gar, dass sich junge Japaner nach der Pandemie «einheitlich vom Sex abwenden» würden. Der Trend gehe von echter körperlicher sexueller Aktivität weg.
Man neige dazu, zu Hause zu bleiben und allein sexuelle Inhalte anzusehen, so Kawasaki. «Wenn die Teenager, die die Zukunft Japans darstellen, so weitermachen, ist es schwer, eine Verbesserung der sinkenden Geburtenrate zu sehen.»