Antibiotika in China leicht zu bekommen - Sorge wegen Resistenzen
Antibiotika sind in chinesischen Apotheken vielfach noch immer ohne Rezept erhältlich, obwohl die Regierung eigentlich ihren Missbrauch eindämmen will. Ohne ärztliche Kontrolle aber drohen Resistenzen, welche die Medikamente mit der Zeit wirkungslos machen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Regierung in China will den Missbrauch von Antibiotika eindämmen.
- Doch eine neue Studie zeigt: Oftmals sind diese ohne Rezept in den Apotheken erhältlich.
- Ärzte warnen vor drohenden Resistenzen: Die Medikamente könnten wirkungslos werden.
Nach einer im Fachjournal «Antimicrobial Resistance and Infection Control» vorgestellten Erhebung konnten Antibiotika vor gut einem Jahr noch in mehr als 80 Prozent von gut 1100 getesteten Apotheken ohne Rezept gekauft werden.
Ein Viertel dieser Apotheken gaben schon Antibiotika heraus, wenn nur milde Symptome einer Atemwegserkrankung beschrieben wurden. Gut die Hälfte verkaufte sie, wenn ausdrücklich danach gefragt wurde.
Eigentlich hatte China auf dem Gipfel der grossen Wirtschaftsmächte (G20) 2016 in Hangzhou einem Plan gegen die Ausbreitung von antimikrobiellen Resistenzen zugestimmt. Antibiotika sollten demnach in Chinas Apotheken bis 2020 nur noch auf Rezept erhältlich sein.
Resistenz wegen zu viel Antibiotika
Von einer Antibiotikaresistenz sprechen Experten, wenn Bakterien immun gegen Wirkstoffe werden, durch die sie zuvor zuverlässig abgetötet werden konnten. Eine zu häufige Verabreichung von Antibiotika an Menschen und Nutztiere gilt als eine der Ursachen für die weltweit beobachtete Zunahme solcher Resistenzen.
Antibiotika werden in China gerne genommen, obwohl ihr übermässiger Einsatz weltweit schon lange kritisiert wird. Häufig wird ohne Not ein Antibiotikum eingesetzt, etwa bei einer Erkältung, die nicht auf Bakterien, sondern Viren zurückgeht. Gegen diese wirken Antibiotika gar nicht - und in 90 Prozent der Fälle sind Viren Ursache einer Erkältung.
Für die Erhebung in 13 Provinzen hatten 40 Medizinstudenten im Jahr 2017 bis Ende September einige Wochen lang Apotheken aufgesucht und sich als Kunden ausgegeben.