#MeToo in China: Dutzende Frauen erheben schwere Vorwürfe

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In China haben Dutzende Frauen schwere Vorwürfe gegen ihre männlichen Chefs und Kollegen erhoben. Die Zensoren versuchen, die Proteste zu stoppen.

In einem anonymen Brief wird der chinesische Moderator Zhu Jun beschuldigt, eine ehemalige Praktikantin in seiner Garderobe belästigt zu haben.
In einem anonymen Brief wird der chinesische Moderator Zhu Jun beschuldigt, eine ehemalige Praktikantin in seiner Garderobe belästigt zu haben. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit einigen Tagen diskutiert auch China über #MeToo.
  • Frauen werfen ihren männlichen Chefs und Kollegen sexuelle Belästigung vor.
  • China selbst versucht die öffentliche Debatte zu zensieren.

Ein TV-Star, ein Pilot, ein ehemaliger Badminton-Profi, ein Journalist und ein Umweltaktivist. Das sind nur einige Beispiele für zum Teil einflussreiche Männer, die im bislang grössten Aufschrei der «#MeToo»-Bewegung in China unter Beschuss geraten sind.

Trotz erheblicher Zensur und Polizisten, die sich weigern, Anschuldigungen nachzugehen, sind innerhalb weniger Tage Dutzende Frauen mit Belästigungs- oder sogar Vergewaltigungsvorwürfen gegen Chefs oder Kollegen an die Öffentlichkeit gegangen.

Vorwürfe einer Anonymen

Im Zentrum des jüngsten Sturms steht Zhu Jun, ein Moderator des chinesischen Staatssenders CCTV. Hunderte Millionen Zuschauer verfolgten im Februar, wie der 54-Jährige durch die jährliche Frühlingsfest-Gala führte, dem grössten TV-Ereignis der Welt.

In einem anonymen Brief wird Zhu Jun, der sich bislang zu den Vorwürfen nicht geäussert hat, nun beschuldigt, eine ehemalige Praktikantin in seiner Garderobe bedrängt zu haben – bis plötzlich ein Talkshow-Gast den Raum betreten habe.

China vertuscht Schlagzeilen

In einem weiteren Fall beschuldigt die Shanghaier Produzentin Yi Xiaohe einen bekannten Journalisten, sie sexuell belästigt zu haben. Obwohl mittlerweile sechs Frauen ähnliche Vorwürfe gegen Zhang Wen erhoben haben, sagt er, dass das alles im gegenseitigen Einverständnis geschehen sei. «Sich zu küssen und zu umarmen» sei doch ganz normal in der Branche. «Ein einziger Funke kann ein grosses Feuer auslösen», schreibt die Betroffene Yi Xiaohe in einem wütenden offenen Brief.

Diese und andere Geschichten haben in den vergangenen Tagen Chinas soziale Medien geflutet. Doch anders als in den USA und Europa, wo durch den MeToo-Hashtag eine breite öffentliche Debatte über sexuelle Belästigung losgetreten wurde, bemüht sich Peking, das Thema – so gut es geht – unter den Teppich zu kehren.

Der Suchbegriff «MeToo» gehört zu den am striktesten zensierten Begriffen auf Wechat, dem populärsten sozialen Netzwerk des Landes. Staatsmedien erhielten zudem Anweisung, nicht mehr über das Thema zu berichten. Kritische Beiträge über CCTV-Star Zhu Jun sind längst wieder aus dem Netz verschwunden.

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