Gelingt den Schweizer Uhrmachern der Smartwatch-Durchbruch?

Jochen Tempelmann
Jochen Tempelmann

Biel/Bienne,

Mit Tag Heuer, Montblanc und Tissot haben alle eine neue Smartwatch lanciert. Können die Schweizer Smartwatches mit der ausländischen Konkurrenz mithalten?

Smartwatch Apple Swatch
Die Smartwatch erfreuet sich immer grösserer Beliebtheit. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Gleich drei neue Schweizer Smartwatches wurden in den letzten Wochen vorgestellt.
  • Die Modelle sind deutlich teurer als die Smartwatch-Konkurrenz von Apple.
  • Die Schweizer Uhren dürften es auch zukünftig gegen das Statussymbol Apple schwer haben.

Kürzlich wurde bekannt, dass Apple im vergangenen Jahr 50 Prozent mehr Uhren verkauft hat als die gesamte Schweizer Uhrenindustrie. Seitdem haben schon drei Schweizer Uhrenhersteller neue Smartwatches vorgestellt. Doch sind die Schweizer Smartwatches konkurrenzfähig?

Da Smartwatch aus der Schweiz ist teuer

Beim Blick auf die neuen Uhren fällt auf, dass alle deutlich teurer sind als die Uhren aus dem Ausland. Montblanc und Tag Heuer haben beide bereits Smartwatches im Angebot, sie verpassen ihren Modellen lediglich ein Update. Die derzeit verfügbaren Modelle kosten Montblanc mindestens 980 Franken, bei Tag Heuer sogar 1750 Franken.

Tag Heuer
Die neue Smartwatch Tag Heuer Connected. - TAG Heuer

Demgegenüber kostet die teuerste Apple Watch rund 700 Franken, die günstigste Apple Watch gibt es bereits für rund 200 Franken. Technisch überlegen sind die Schweizer Uhren dabei nicht.

Kampf ums Statussymbol

Kauft man sich eine Smartwatch als Statussymbol? Nicht durch technische Überlegenheit, sondern als Luxusgut sind Rolex und Co. zum Verkaufsschlager geworden. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass Rolex mit seinem Luxuskonzept Erfolg hat, ohne auf smarte Funktionen zu setzen. In Probleme geraten vielmehr die etwas weniger teuren Marken mit etwas weniger luxuriösem Anspruch.

smartwatch rolex
Ein Pfandleiher überprüft mit einer Lupe eine Uhr der Marke „Rolex“. Foto: Uwe Anspach/dpa - dpa-infocom GmbH

Doch will sich der aufstrebende Unternehmer noch eine Montblanc-Uhr kaufen? Hat das Apple-Produkt der Luxusuhr bei der jungen, smarten Managergeneration in Sachen Statussymbol nicht schon längst den Rang abgelaufen? Mit diesen Fragen werden sich die Uhrenhersteller beschäftigen müssen.

Tissot: Smartwatch nach dem Sackmesser-Prinzip?

Swatch scheint sich der Konkurrenz gar nicht erst direkt stellen zu wollen. Kürzlich wurde die erste Smartwatch von Swatch-Tochter Tissot vorgestellt. Die «T-Touch Connect Solar» soll mit echtem Ziffernblatt, Solarzelle und smartem Display viel mehr als eine Smartwatch von Apple können.

Dabei herausgekommen ist ein monströses Gerät mit 47 Millimetern Durchmesser und winzigem Bildschirm, das einiges über 1000 Franken kosten dürfte. Dank neuem Betriebssystem soll die Uhr mit allen Smartphones – egal ob Android oder iOS kompatibel sein. Doch Kompatibilität ist kein kaufentscheidendes Merkmal.

Das Ende der Swatch?

Swatch-Gründer Nick Hayek sagte gegenüber Le Temps: «Die Apple Watch hilft uns sehr. Schauen Sie sich all die Amerikaner an, die dank ihr wieder Uhren tragen. Apple hat die Arbeit für uns erledigt und uns keine Marktanteile abgenommen. In den USA und anderswo hat Tissot überhaupt nicht unter der Apple Watch gelitten.»

SWATCH GROUP
Luftaufnahme des Swatch-Hauptsitzes in Biel BE. - Keystone

Auch wenn Hayek mit seiner Aussage, dass wieder vermehrt Uhren getragen werden, recht haben dürfte: Die Frage bleibt, warum man eine klobige Tissot-Smartwatch tragen sollte – geschweige denn eine Swatch. Der Umsatz der für günstige Schweizer Uhren war im vergangenen Jahr um 12,8 Prozent gesunken.

Die Antwort auf die Frage, warum man sich statt einer Apple Watch eine Swatch kaufen sollte, bleibt Hayek schuldig. Im Luxus-Markt dürften sich die Schweizer Uhren auch ohne smarte Funktionen halten. Im unteren Preissegment muss jedoch noch eine Menge getan werden, ehe die Schweizer Uhrenhersteller wieder mitmischen dürfen.

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