Google benachteiligt Frauen – schuld ist die Grammatik
Das Wichtigste in Kürze
- Die männliche Form von Berufen wie Bauarbeiter, Friseur und Redakteur ist oft geläufiger.
- Der Algorithmus von Google wertet deswegen Websites über und von Frauen schlechter.
- Was Frau dagegen tun kann? Sich anpassen, meinen Experten.
- Sogar die Mobiliar wird Opfer ihrer femininen Berufsbezeichnungen.
Search Engine Optimization (SEO) nennt sich der Vorgang, mit der Websites von ihren Betreibern auf Internet-Suchmaschinen wie Google besser positioniert werden. Dafür müssen etliche Herausforderungen wie Layout und Struktur bewältigt werden. Dem Bericht einer «Golem»-Redakteurin geht hervor, dass die Suchmaschinenoptimierung offenbar auch sexistischen Tücken haben kann.
So wird ein Bericht über einen Informatiker bei Google besser indexiert, als ein Artikel über eine Informatikerin. Das heisst, dass er bei den Google-Suchresultaten viel weiter oben erscheint und dadurch öfters angeklickt wird. Das ist gravierend, denn: Die Anzahl Klicks sind für das Überleben der meisten Websites essenziell.
Das Problem mit dem Genus
Auf diese Sache wurde die Autorin in einem Gespräch mit zwei Experten an einer Messe für Online-Marketing aufmerksam. Der Umstand scheint naheliegend, denn: Google misst die Relevanz von Eingaben anhand der Nachfrage. Diese wiederum ergibt sich durch die Häufigkeit bestimmter Suchanfragen der Nutzer.
Es ist tatsächlich so, dass Frau wie Mann viel eher nach dem maskulinen Begriff googlen als nach der weiblichen Variante. Nicht nur «Gärtner» statt «Gärtnerin», sondern sogar «Friseur» statt «Friseurin». Obschon letzterer Beruf häufiger von Frauen als von Männern ausgeübt wird, wie die Redakteurin anmerkt.
Suchmaschinenoptimierung dennoch möglich
Um von Google, respektive seinem Algorithmus, nicht benachteiligt zu werden, muss das männliche Wort eines Berufes im Text vorkommen. Dies selbst dann, wenn eigentlich die weibliche Variante gemeint ist. Was also sollen Bloggerinnen und Webseitenbetreiberinnen tun? Die «Golem»-Redakteurin kennt mehrere Antworten, mitunter:
«Sei ein Mann»
Eine Möglichkeit sei es, einen Kompromiss einzugehen und die Website-Besucher auf die Problematik hinzuweisen. Frau solle also über sich selbst in männlicher Form schreiben, um von Google nicht schlechter gerankt zu werden.
Alternativ könne die Website-Betreiberin von sich auch als solche sprechen, müsse jedoch etwas Kreativität walten lassen: Und die männliche Form dennoch einige Male im Text vorkommen lassen.
Auch Mobiliar ist ein Opfer von Google
Das Problem kann schnell reproduziert werden: Gibt man ins Suchfeld von Google «Informatikerin» ein, erscheint relativ weit oben ein Lehrstelleninserat der Mobiliar. Dieses lautet: «Informatikerin / Informatiker EFZ».
Sucht man hingegen nach «Informatiker», ist die Mobiliar weg vom Fenster. Angebote von Lehrstellen-Suchanbietern wie «Youtsi» dominieren hier. Erst auf der fünften Seite der Suchergebnisse taucht das Stelleninserat der Mobiliar dann wieder auf.
Das ist an rund 50. Stelle, statt wie zuvor an dritter. Dabei ist davon auszugehen, dass sämtliche Lehrstellenausschreibungen für beide Geschlechter gelten.