Die Luca-App ist auf dem Weg, bei den Download-Zahlen die offizielle Corona-Warn-App zu überholen. Trotzdem steht die App unter ständigem Beschuss. Aktuelle Zahlen sollen nun die Relevanz beweisen.
Die Luca-App dient der Datenbereitstellung für eine mögliche Kontaktpersonennachverfolgung. Foto: Christoph Soeder/dpa
Die Luca-App dient der Datenbereitstellung für eine mögliche Kontaktpersonennachverfolgung. Foto: Christoph Soeder/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Macher der umstrittenen Luca-App haben eine positive Zwischenbilanz gezogen.
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Allein in den vergangenen zehn Wochen zwischen dem 1. Juni und dem 23. August hätten 126.000 Menschen durch die Luca-App von einem möglichen Infektionsrisiko erfahren, erklärte die Culture4Life GmbH.

Zuvor habe jeweils eine Gesundheitsbehörde in dem Luca-System den Aufenthalt einer später positiv getesteten Person als Risiko eingestuft. In diesem Zeitraum hätten die Gesundheitsämter 1750-mal von Betrieben gesammelte Kontaktdaten der betreffenden Besucher angefordert.

«Die Betroffenen hatten damit die Gelegenheit, noch vor einer Kontaktaufnahme durch das Gesundheitsamt ihr eigenes Verhalten anzupassen», sagte Patrick Hennig, Geschäftsführer der Culture4Life GmbH. «Das entspricht 126.000 möglichen Infektionsketten, die potenziell unterbrochen wurden.»

Gegen die Zettelwirtschaft

Die Luca-App will die Zettelwirtschaft ersetzen, die bei einer analogen Erfassung der Besuche von Restaurants, Ausstellungen und anderen Events entsteht. Der Hersteller konnte unter anderen den Rapper Smudo von den Fantastischen Vier als Fürsprecher gewinnen. Der Luca-Hersteller hat mit 13 Bundesländern einen Vertrag. Nur Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen haben sich gegen eine vertragliche Bindung entschieden. Dort setzten zwar auch etliche Gesundheitsämter das System ein, müssen aber auf eine umfangreiche technische Unterstützung verzichten.

Die Luca-Macher reagieren mit der Vorlage der aktuellen Nutzungszahlen auf die anhaltende Kritik von Aktivisten des Chaos Computer Clubs, Datenschützern wie die Berliner Datenschutzbeauftragten Maja Smoltczyk und zahlreichen Wissenschaftlern. Sie bemängeln zum einen das Konzept der zentralen Datenspeicherung. Gleichzeitig stellen die Kritiker auch die Relevanz der Luca-App in Frage. Zu den Luca-Skeptikern gehören auch einzelne Vertreter von Gesundheitsämtern, etwa in Berlin-Neukölln.

Zahlen geschönt?

Die Macher der App verweisen nun darauf, dass sich inzwischen mehr als 29 Millionen Menschen im Luca-System registriert haben. «Dass Luca in der Bevölkerung angekommen ist und angenommen wird, zeigen die über 53 Millionen Check-ins in den vergangenen 28 Tagen», sagte Hennig. Der Chaos Computer Club bezifferte dagegen die Zahl der aktiven Nutzer, die täglich die App benutzen, auf nur rund sechs Millionen Menschen. «Luca wird im wesentlichen weder von Endnutzerinnen, noch von Betreibern und Kulturstätten verwendet», erklärte Jens Rieger vom Chaos Computer Club in Freiburg.

Hennig bestreitet die Richtigkeit der Zahlen des Clubs: «Sie basieren auf Schätzungen aus der Community, die mitunter um den Faktor 2 und mehr von den tatsächlichen Zahlen abweichen.» Derzeit seien über 325 000 Betriebe in Deutschland im Luca-System registriert. Rund 60 Prozent dieser Betriebe gehörten zum Sektor der Gastronomie.

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