Aktivistin warnt vor dem Vergessen: Noch 2'800 Jesidinnen vermisst

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Deutschland,

Nadia Murad setzt sich für die Jesidinnen ein. Laut der einst verschleppte Irakerin werden von über 6000 entführten noch immer fast die Hälfte vermisst.

Jesidische Nobelpreisträgerin Nadia Murad
Jesidische Nobelpreisträgerin Nadia Murad - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach sechs Jahren werden noch fast die Hälfte der versklavten Frauen und Kinder vermisst.
  • Die ethnische Minderheit sei in Gefangenheit sexueller Gewalt ausgesetzt.

Die Lage der Jesidinnen im Irak ist nach Ansicht der Menschenrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad noch immer katastrophal. Von den über 6000 entführten und versklavten jesidischen Frauen und Kindern würden nach sechs Jahren immer noch 2800 vermisst. Das sagte die einst selbst im Nordirak verschleppte 27-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Diesen Donnerstag ist der Welttag gegen Menschenhandel und Sklaverei.

Sie seien in Gefangenschaft ständiger sexueller Gewalt ausgesetzt - ohne Hoffnung auf Rettung. «Die Welt hat diese Menschen aus dem Blick verloren.»

Von Gefangener zur Friedensnobelpreisträgerin

Murad ist UN-Sonderbotschafterin für die Würde der Überlebenden von Menschenhandel. Für ihr mutiges Engagement gegen sexuelle Gewalt als Kriegswaffe erhielt sie 2018 den Friedensnobelpreis. Den erhielt sie zusammen mit dem kongolesischen Arzt Denis Mukwege.

Friedensnobelpreisträger
Denis Mukwege (r), Arzt aus dem Kongo, und Nadia Murad, Menschenrechtsaktivistin aus dem Irak, erhalten den Friedensnobelpreis. - dpa

Sie sagte, sie sehe ihre Aufgabe darin, die internationale Gemeinschaft weiter an die Verbrechen zu erinnern. Sowie Gesetze zur Bestrafung der Täter und zum Schutz der Überlebenden einzufordern. Denn Menschenhandel und Sklaverei seien nicht gebannt.

«Diese Verbrechen sind noch überall auf der Welt verbreitet.» In rund 70 Prozent der Fälle seien Frauen und Mädchen die Opfer, diese Gewalt komme nicht nur in Krisenherden vor. Ob Täter des Islamischen Staates Gewalt gegen Frauen als Kriegswaffe einsetzten oder Männer in Europa sich an ihnen vergehen: Frauen würden noch immer als Objekte betrachtet.

Irakerin verlor ihre Familie bei Überfall

Die junge Irakerin Murad war eine von mehr als 1000 Frauen vornehmlich jesidischen Glaubens, die Baden-Württemberg 2015/16 aufgenommen hatte. Bei einem Überfall 2014 auf ihr Heimatdorf im nordirakischen Sindschar-Gebiet wurde sie verschleppt. Ihre Mutter und sechs Brüder wurden von IS-Schergen getötet.

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