Angst vor der Heizrechnung in Frankreichs Loire-Schlössern
In den Kaminen des weltberühmtem Schlosses von Chambord glimmen grosse Holzscheite. Am Fuss der vermutlich von Leonardo da Vinci entworfenen doppelten Wendeltreppe verströmen sie angenehme Wärme. Es ist derzeit die einzige Heizquelle für die Besucher des riesigen Schlosses. Die übrigen etwa 40 Gebäude auf dem Gelände, die Büros und Geschäfte hingegen werden mit Schweröl geheizt – und die Rechnung dürfte drastisch steigen.
«Die Rechnung hat sich mehr als verdoppelt, von 260'000 Euro auf mehr als 600'000 Euro im Haushalt 2023», sagt Jean d'Haussonville, Direktor des im Staatsbesitz befindlichen Anwesens. Bei einem Jahresbudget von 30 Millionen Euro entspreche dies etwa der Organisation von zwei Ausstellungen und einem Festival.
Schloss Chambord hat deswegen zwei Studien in Auftrag gegeben, um die Kosten zu senken und auf umweltfreundlichere Energiequellen umzustellen. So könnten auf technischen Gebäuden möglicherweise Solarpanels installiert werden, Experten prüfen zudem, inwiefern mit Biomasse geheizt werden kann. In den kommenden Monaten soll ein Sägewerk in den zum Schloss gehörenden Wäldern aufgebaut werden, das unter anderem Feuerholz produzieren soll.
Bis dahin setzt die Schlossverwaltung auf eine Software-Lösung, um etwa Licht in leeren Räumen auszuschalten oder die Heizung in der Nacht auf acht Grad herunterzufahren. «Wir sind sicher, dass wir bis 2023 zehn Prozent der Energie einsparen können», sagt d'Haussonville.
Auch der Schlossbesitzer Xavier Lelevé sieht dem Winter mit Sorge entgegen. Sein Schloss Meung-sur-Loire ist alles andere als gut isoliert – aber es ist teuer und kompliziert, das zu ändern. Die Denkmalbehörde schreibt beispielsweise sehr genau vor, welche Art von Fenstern eingesetzt werden dürfen.
«Ein Doppelglasfenster kostet uns etwa 10'000 Euro, und wir haben 148 Fenster», sagt Lelevé. Einen Teil der Fenster hat er bereits ersetzen lassen, aber dazu musste er langwierige Verhandlungen mit der Denkmalbehörde führen. Die alten Fenster sind teilweise in schlechtem Zustand und halten die Kälte auch mit rudimentärer Klebe-Isolierung auf den Holzrahmen nicht besonders gut ab.
Bisher hatte Meung-sur-Loire eine Heizungsrechnung von 15'000 bis 20'000 Euro. «Das wird sich vervielfachen», fürchtet der Schlossbesitzer. Die hohen Heizkosten gingen zu Lasten anderer wichtiger Investitionen, vor allem in den Erhalt der historischen Bausubstanz.
Der Besitzer des Château de Cheverny – Vorbild für Schloss Mühlenhof in den «Tim und Struppi»-Comics – hat sich entschieden, auf Isolierungsarbeiten zu verzichten. «Wenn man die Wärme einschliesst, kann dies zur Ausbreitung von Pilzen oder Insekten im Holz führen», erklärt Charles-Antoine de Vibraye. Zum Beheizen seines Schloss braucht er etwa 30'000 bis 40'000 Liter Schweröl pro Jahr.
Um die historischen Möbel zu erhalten, dürfe es aber auch nicht zu kalt werden, räumt der Schlossbesitzer ein. «Man braucht eine gewisse Mindesttemperatur». Daher heize er insgesamt etwa zwei Drittel des Schlosses, vor allem die Bereiche, in denen sich die historischen Möbel befinden und die für Besucher zugänglich sind.