Ärzte und Krankenpfleger arbeiten in Belgien trotz Corona-Infektion
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt in Belgien rasant an.
- In der Provinz Lüttich fehlen bereits Intensivstationen und Pflegepersonal.
- Deshalb arbeiten nun auch infizierte Ärzte und Pfleger.
Dutzende Ärzte und Pfleger in der belgischen Provinz Lüttich sind gemäss Gewerkschaftern trotz einer Infektion mit dem Coronavirus im Dienst. «Wir müssen wählen zwischen einer schlechten und einer sehr schlechten Lösung.» So sagte Philippe Devos vom belgischen Verband der medizinischen Gewerkschaften am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Die sehr schlechte Lösung sei, Patienten gar nicht zu behandeln.
Belgien ist nach Angaben der EU-Seuchenbehörde ECDC EU-weit das Land mit den meisten Corona-Infektionen binnen 14 Tagen pro 100'000 Einwohner. Dieser Wert lag am Dienstag bei 1390,9.
Über 100 infizierte Pfleger im Dienst
Insbesondere die Krankenhäuser in der Provinz Lüttich, aber auch in anderen Regionen sind überlastet. Zuletzt wurden Patienten in andere belgische Regionen und teils auch über die deutsche Grenze nach Aachen verlegt. Vergangene Woche kamen nach Behördenangaben täglich im Schnitt gut 500 infizierte Menschen ins Krankenhaus. Ein Plus von 88 Prozent im Vergleich zur Woche davor.
Devos selbst leitet die Intensivstation in einer Klinik in Lüttich im französischsprachigen Teil des Landes. Die Ärzte und Krankenpfleger, die trotz Corona-Infektion arbeiteten, seien symptomfrei, sagte er. In den Krankenhäusern der Region seien sicher mehr als 100 infizierte Pfleger im Dienst.
Devos betonte, dass sie ausschliesslich infizierte Patienten versorgen. Zudem trügen sie die besten zur Verfügung stehenden Masken. Für sie gebe es einen gesonderten Raum zum Essen. Alle Bedingungen seien so, dass das Risiko einer Ansteckung sehr gering sei.
Intensiv-Patienten müssen verlegt werden
Über die Situation in den Krankenhäusern der Provinz Lüttich sagte Devos: «Wir haben keinen Platz mehr auf den Intensivstationen, wir haben keinen Platz mehr ausserhalb der Intensivstationen.» Patienten, die in die Notaufnahme kämen, würden stabilisiert und dann in Krankenhäuser in Flandern gebracht.
So werde man vorgehen, bis alle Krankenhausbetten in Belgien belegt seien. Dann werde man die Qualität der Versorgung herunterfahren – und beispielsweise weniger Pfleger pro Patient einsetzen. Die Zahl der Infizierten pro 100'000 Einwohner lag in Lüttich in den vergangenen zwei Wochen bei 2610.