Auf Mallorca boomt der Luxustourismus

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Spanien,

Lange wurde Mallorca als «Putzfrauen-Insel» verspottet, dann wurde sie für Sauftourismus geschmäht. Plötzlich steht auf der Insel ein Ansturm der Reichen im Mittelpunkt. Gibt es ein neues Mallorca?

Eine Mercedes Limousine steht im Hafen von Puerto Portals vor Yachten. Lange wurde Mallorca als «Putzfrauen-Insel» verspottet, dann wurde sie für «Sauftouristen» geschmäht. Plötzlich erlebt die Insel einen Ansturm der Reichen. Foto: Clara Margais/dpa
Eine Mercedes Limousine steht im Hafen von Puerto Portals vor Yachten. Lange wurde Mallorca als «Putzfrauen-Insel» verspottet, dann wurde sie für «Sauftouristen» geschmäht. Plötzlich erlebt die Insel einen Ansturm der Reichen. Foto: Clara Margais/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Sogar Jack Ma soll da gewesen sein.

Die auf 170 Millionen Euro geschätzte Superjacht «Zen» des Alibaba-Gründers lag im Oktober tagelang vor der Südwestküste Mallorcas vor Anker.

Ma, einer der reichsten Männer Chinas, war nach seinem Zerwürfnis mit der Regierung seines Landes wegen Kritik am Finanzsystem lange von der Bildfläche verschwunden. «Shopping, Golfen, vielleicht auch Immobilien gucken» standen nun auf dem Programm des 57-Jährigen, wie die «Mallorca Zeitung» in der jüngsten Ausgabe schrieb. Die «South China Morning Post» - die der Gruppe des Online-Händlers Alibaba gehört - berichtete, Ma sei in Spanien geschäftlich unterwegs.

Wie auch immer: Dass Ma bei seinem ersten bekannten internationalen Trip nach dem Streit mit Peking auf Mallorca gesichtet wurde, verwundert nicht. Die einst als «Putzfrauen-Insel» verspottete und bis zuletzt auch vom umstrittenen Sauftourismus abhängige Party-Hochburg wird immer mehr zum Eiland der Millionäre und Milliardäre. Der Luxustourismus boomt wie nie zuvor. Die Rekordzahlen von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Pandemie, seien übertroffen worden, obwohl das Coronavirus noch herumgeistert, wie Jesús Cuartero im Interview der Deutschen Presse-Agentur erzählt.

«Spektakuläre Entwicklung»

Cuartero spricht von einer «spektakulären Entwicklung» - und er muss es wissen. Der Chef von Vanity Welcome, die dem Besucher Premium-Dienstleistungen bietet, ist auch Präsident des Interessenverbandes «Essentially Mallorca», der nach eigenen Angaben die meisten Luxusunternehmen der Insel vertritt. «Mallorca hat sich inzwischen als eines der wichtigsten europäischen Reiseziele im Luxussegment positioniert», versichert er.

Der Ansturm der Reichen hält auch im Herbst an: Am vergangenen langen Wochenende mit Allerheiligen waren alle Boutique-Hotels sowie alle Fünf-Sterne-Häuser der Inselhauptstadt Palma ausgebucht, wie der Hotelierverband Asphama mitteilte. Die hohe Nachfrage nach Luxusreisen halte schon seit «vielen Wochen an», sagte Asphama-Präsident Javier Vich der Zeitung «Última Hora».

In der Tat - seit vielen Wochen: Im Juli gab es zum Beispiel 2685 Starts und Landungen von Privatjets auf Mallorca. Das waren etwa 60 Prozent mehr als im Vergleichsmonat 2019. Auch andere Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Zimmerbelegung der Luxusunterkünfte lag laut Essentially Mallorca 2021 bisher bei 90 Prozent. Der Luxustourismus habe Mallorca dieses Jahr bis Ende der Sommersaison Einnahmen von einer Milliarde Euro beschert. Jeder Luxustourist gebe im Schnitt 5000 Euro pro Tag aus.

Luxussektor so heiss wie nie

«Unsere Kunden sind Politiker, Unternehmer, Film- und Sportstars, aber auch anonyme Reiche. Sie mieten bei uns Villas für 50.000 Euro die Woche, Jachten für 60.000 Euro (...) Wir erleben einen Boom», erzählte Jordi Riba von «Limo Mallorca» in «Última Hora». Vom Boom profitieren viele - darunter Immobilienhändler. «Der Luxussektor ist so heiss wie nie. Die europäischen Millionäre kaufen derzeit hier Häuser wie verrückt. Wahnsinn!», wurde Mallorca-Makler Carlos Seguí im September in der Zeitung «El País» zitiert.

Cuartero berichtet, dass die Touristen des Luxussektors «überall auf der Insel» unterkämen. Man sieht sie sogar an der wegen des Sauftourismus berüchtigten Party-Meile an der Playa de Palma, dem «Ballermann». «Es gibt hier immer mehr Rolex an den Handgelenken, aber bei mir schauen die Träger natürlich nicht rein», sagt Joan, der an der Playa einen Souvenirladen betreibt, lachend der dpa.

Die Entwicklung wird auch im Ausland aufmerksam verfolgt. Die Luxus-Kette Ikos Resorts kündigte jüngst Investitionen von 110 Millionen Euro an. Damit will man aus dem Hotel Blau Porto Petro im Südosten Mallorcas eine imposante All-Inclusive-Luxusherberge machen - erst das zweite Resort der Marke ausserhalb Griechenlands.

Die meisten Reichen aus Deutschland

Über Jack Ma, die vielen Ölscheichs, die Millionäre aus Russland und der Schweiz sowie über die investitionsfreudigen Unternehmer wird auf Mallorca viel geschrieben. Die meisten Luxus-Touristen kommen aber, so Experte Cuartero, aus Deutschland. Konkrete amtliche Zahlen für 2021 gibt es noch nicht. Wer dem Essentially-Chef aber nicht glaubt, der kann sich bei einem Spaziergang durch Port Portals etwa zehn Kilometer südwestlich von Palma überzeugen lassen. Erstaunlich viele deutsche Fahnen zieren am glamourösesten Jachthafen Mallorcas Schiffe aller Grössen.

Die Linken, die sowohl in der Hauptstadt als auch in der Autonomen Gemeinschaft der Balearen seit 2015 das Sagen haben, wollen schon seit langem Low-Cost- und Sauftourismus verbannen und dafür weit mehr zahlungskräftige Besucher anlocken. Weg vom berüchtigten Sangria-Eimer, so das Motto. «Touristen, die sich eine Woche lang betrinken wollen, brauchen wir hier nicht», sagt der sozialistische Palma-Bürgermeister José Hila immer wieder. Mit strengen Benimmregeln und anderen Massnahmen hatte man bisher allerdings kaum Erfolg im Kampf gegen das Schmuddelimage.

Die Corona-Einschränkungen hätten nun eine «reinigende Wirkung» gehabt, meinen viele. Mallorca sei in Europa der beste Ort für Luxustourismus. «Das ist jetzt der beste Zeitpunkt, um unser Tourismus-Modell neu auszurichten», meint Unternehmer Riba.

«Ich brauche aber auch Touristen, die bei mir Souvenirs und Cola einkaufen», meint Händler Joan. Die gebe es zwar noch, aber die dürfe man gerade jetzt nicht mit höheren Preisen und aggressiven Tönen vertreiben. Sehr viele Kleinunternehmer, die dem grossen Laden- und Restaurantsterben während der Pandemie nicht zum Opfer gefallen seien, seien noch lange nicht über den Berg, warnt nicht nur er.

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