Bericht: Telegram gibt Nutzerdaten an das Bundeskriminalamt weiter
Die Betreiber der Messenger-App Telegram haben nach einem Medienbericht anders als bislang öffentlich dargestellt in mehreren Fällen Nutzerdaten an das Bundeskriminalamt (BKA) herausgegeben.
Das Wichtigste in Kürze
- Dienst kooperiert offenbar bei Fällen von Kindesmissbrauch und Terrorismus.
Wie der «Spiegel» am Freitag berichtete, handelte es sich um Daten Verdächtiger aus den Bereichen Kindesmissbrauch und Terrorismus.
Telegram wirbt bislang damit, nicht mit Regierungen oder Behörden zu kooperieren. 2018 habe der Dienst zwar angekündigt, dass er auf richterliche Anordnung IP-Adressen und Telefonnummern herausgeben könnte. «Das ist bis heute nicht passiert», heisst es laut «Spiegel» jedoch in der entsprechenden Privatsphäre-Richtlinie. Eine Anfrage zu dem offenkundigen Sinneswandel liessen Telegram-Gründer Pawel Durow und seine PR-Abteilung dem Bericht zufolge unbeantwortet.
Das BKA hat inzwischen mehr als 100 deutsche Kanäle und Gruppen an Telegram gemeldet. Nahezu alle seien aus Deutschland tatsächlich nicht mehr erreichbar, berichtete der «Spiegel» aus mit den Vorgängen betrauten Kreisen.
Schon im Frühjahr vergangenen Jahres hatte das dem Bundesjustizministerium unterstellte Bundesamt für Justiz zwei Bussgeldverfahren gegen den umstrittenen Messengerdienst angestrengt. Es drohen Bussgelder von bis zu 55 Millionen Euro. Telegram lässt sich nach «Spiegel»-Informationen in dem Verfahren inzwischen anwaltlich vertreten. Eine von Telegram erbetene Fristverlängerung bis zum 1. Juni liess der Dienst aber verstreichen, ohne die Anhörungsschreiben zu beantworten.
Mitglieder der neuen Bundesregierung wie Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und Justizminister Marco Buschmann (FDP) hatten den Druck auf die Verantwortlichen Anfang des Jahres erhöht. Nach einer ersten Kontaktaufnahme mit Durow und leitenden Mitarbeitern kam es nach «Spiegel»-Angaben zu zwei weiteren Gesprächen zwischen Ministerium- und Firmenvertretern.
«Dieser Druck wirkt», sagte Faeser dem Magazin zufolge. Sie sieht allerdings auch anhaltende Probleme mit dem Dienst. Die App dürfe nicht länger ein Brandbeschleuniger für Rechtsextreme, Verschwörungsideologen und andere Hetzer sein, sagte die SPD-Politikerin dem Magazin. «Wir werden weiter darauf drängen, dass die Plattform den gesetzlichen Pflichten nachkommt.»
Für Buschmann zeigt das Verhalten von Telegram, dass «niemand sich durch Nichterreichbarkeit wegducken» könne. «Unser Rechtsstaat ist wehrhaft und durchsetzungsstark - auch gegenüber ausländischen Anbietern», gab der «Spiegel» den Minister wieder.