Britische Regierung: Oberhaus-Sitze für Erbadel abschaffen
Grossbritanniens neue Regierung plant eine Parlamentsreform. Im Oberhaus – der zweiten Kammer neben dem gewählten Unterhaus – sind bisher noch 90 Plätze für Menschen vorgesehen, die einen Adelstitel geerbt haben. «Im 21. Jahrhundert sollte es nicht fast 100 Plätze geben, die Personen vorbehalten sind, die in bestimmte Familien geboren wurden», heisst es in einem Papier der neuen sozialdemokratischen Labour-Regierung.
Die neue Regierung will das nun abschaffen. Die Reform des Oberhauses ist eines von rund 40 Vorhaben, die König Charles III. im Auftrag der neuen Regierung am Mittwoch verkündete. Eine Reform sei lange überfällig, schreibt die Regierung.
Parlament ist in zwei Kammern aufgeteilt
Im Parlament in London gibt es zwei Kammern. Im Unterhaus sitzen gewählte Abgeordnete – im Oberhaus dagegen ernannte Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft oder Sport sowie Bischöfe und auch Adelige. Rund 800 Menschen gehören der zweiten Parlamentskammer an.
Bereits 1999 war die Zahl der Vertreter des Erbadels dort deutlich reduziert worden. Damals wurde beschlossen, dass niemand dem House of Lords aufgrund eines geerbten Titels angehören soll. Es wurden aber Ausnahmen für 90 Sitze sowie die Positionen des Earl Marshal und des Lord Great Chamberlain gemacht. Stirbt einer der Vertreter, wählt das Oberhaus aus der Reihe der Adeligen einen Nachfolger.
Die Beibehaltung der Sitze sei damals als vorübergehender Kompromiss gedacht gewesen, schreibt die Regierung des neuen Premierministers Keir Starmer in Erläuterungen zu ihren Reformvorhaben. Die Regierung kritisiert auch, dass derzeit 100 Prozent der Posten an Männer vergeben seien. Labour hatte den Schritt bereits im Wahlkampf angekündigt.