Ein Berliner Clan-Chef hat einen Gerichtstermin – und dieser endet anders als erwartet.
Ein Mann legt einem anderen Mann Handschellen an.
Der Clan-Chef wurde im Anschluss an den Gerichtstermin festgenommen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Prozess um den Chef einer Berliner Clans wurde dieser überraschend festgenommen.
  • Der Haftbefehl wurde durch Flucht- und Verdunkelungsgefahr begründet.
Ad

Der Chef eines bekannten arabischstämmigen Berliner Clans ist im Berliner Kriminalgericht am Rande eines Prozesses festgenommen worden. Der ehemalige Geschäftspartner des Musikers Bushido sei dringend der Verabredung zu einem Verbrechen verdächtig, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner am Dienstag. Es gehe um die Entziehung Minderjähriger, eine schwere Körperverletzung, räuberische Erpressung und Menschenraub. Dies soll verabredet worden sein. Zur Ausführung kam es laut Steltner nicht. Die mutmasslich verabredeten Taten beziehen sich nach Angaben des Sprechers auf Familienangehörige von Bushido.

Zu Berichten, dass eine Entführung von Bushidos Kindern oder Frau geplant gewesen sein soll, sagte Sprecher Steltner: «Um diesen Sachverhalt geht es.» Konkreter äusserte sich der Oberstaatsanwalt nicht. Es werde bereits seit einiger Zeit ermittelt. Der Haftbefehl wurde mit Flucht- und Verdunkelungsgefahr begründet.

Der Festgenommene war zuvor am Dienstag vom Amtsgericht Tiergarten zu einer Haftstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt worden, weil er den Hausmeister einer Physiotherapiepraxis angegriffen hatte. Es war seine erste Verurteilung, die aber noch nicht rechtskräftig ist.

Haftbefehl vollstreckt

Die Anwälte hatten den Gerichtssaal ohne ihren Mandanten verlassen. Wenig später wurde bekannt, dass ein Haftbefehl vollstreckt wurde. Der 42-Jährige wurde aus dem Gerichtssaal direkt weggeführt. Im Büro von Anwalt Hansgeorg Birkhoff hiess es auf Anfrage, er gebe grundsätzlich keine Auskunft zu Mandantenverhältnissen.

In einem zweiten Komplex des Haftbefehls wirft die Staatsanwaltschaft dem 42-Jährigen mit deutscher Staatsangehörigkeit laut Steltner die Anstiftung zu einer schweren Kindesentziehung vor. Betroffen gewesen sein sollen Familienangehörige eines Bruders des Verdächtigen.

Ende November hatte die Berliner Polizei mit grossem Aufgebot in Kleinmachnow südwestlich der Hauptstadt ein Haus durchsucht. Nach damaligen Angaben der Staatsanwaltschaft ging es um den Verdacht der Verabredung zu einem Verbrechen und mögliche Pläne zu einer Entführung.

Die Gewerkschaft der Polizei sprach angesichts der Verhaftung des 42-Jährigen von einem wichtigen Zeichen des Rechtsstaates. Der Verdächtige verlasse den Gerichtssaal «mal ohne Lächeln auf den Lippen», teilte Sprecher Benjamin Jendro mit.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Bushido