Christian Sewing seit einem Jahr Chef der Deutschen Bank
Das Wichtigste in Kürze
- Die Erwartungen an den neuen Deutsche-Bank-Chef waren gross - nach einem Jahr im Amt ist die Bilanz von Christian Sewing aber vergleichsweise bescheiden.
Von früheren Glanzzeiten ist Deutschlands grösstes Geldhaus nach wie vor weit entfernt. Bringt eine Fusion mit der Commerzbank neue Schlagkraft?
Sewing hätte der Aufsteiger des Jahres werden können: Am 8. April 2018 befördert der Aufsichtsrat der Deutschen Bank den damals 47-Jährigen «mit sofortiger Wirkung» auf den Chefposten des grössten deutschen Geldhauses. Nach drei Verlustjahren und angesichts eines zähen Konzernumbaus unter Vorgänger John Cryan erwarten die Kontrolleure «Führungsstärke» und «Durchsetzungskraft».
Christian Sewing seit einem Jahr Chef der Deutschen Bank
Doch Sewing muss einsehen, dass auch ein jugendlich-spritziger Auftritt und die Forderung nach «Jägermentalität» in der Belegschaft keine Wunder bewirken. In Sewings Amtszeit brach der ohnehin schon schwache Aktienkurs der Deutschen Bank um etwa ein Drittel ein, Ende Dezember 2018 war bei 6,68 Euro der historische Tiefststand erreicht.
Auch die Schatten der Vergangenheit verfolgen das Geldhaus weiter: Eine öffentlichkeitswirksame Geldwäsche-Razzia in den Frankfurter Zwillingstürmen Ende November verschreckt Kunden und Aktionäre und ist letztlich ein Grund für die roten Zahlen im Schlussquartal 2018. Dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinswende mindestens bis ins Jahr 2020 verschoben hat, macht der gesamten Branche zu schaffen. Nach Informationen des «Handelsblatt» sucht die Deutsche Bank nach einem schwachen ersten Quartal 2019 nach weiterem Einsparpotenzial.
Wo er auftritt, präsentiert sich Sewing als Macher. Unter seiner Führung erzielt die Deutsche Bank den ersten Jahresüberschuss seit 2014. Das Institut habe eine «starke Bilanz» und «ein sehr stabiles Fundament für die nächste Phase», bilanziert Sewing Anfang Februar. Für 2019 habe der Vorstand einen klaren Wachstumsplan: «Wir haben es selbst in der Hand», betont Sewing.
Das klingt nach Führungsanspruch - und genau diesen fordert die Deutsche Bank Medienberichten zufolge auch in den Gesprächen mit dem Commerzbank-Management ein: Es laufe auf eine Übernahme des kleineren Konkurrenten hinaus, schrieb jüngst die «Süddeutsche Zeitung» unter Berufung auf Insider. An der Börse ist die in den MDax abgestiegene Commerzbank, die seit der Finanzkrise den Bund als Grossaktionär hat, aktuell etwa halb so viel wert wie die - allerdings ebenfalls geschrumpfte - Deutsche Bank.