Christo und Jeanne-Claude verhüllten vor 25 Jahren Reichstag
Es gilt als wichtigstes Kunstprojekt von Christo und Jeanne-Claude. Vor 25 Jahren lockte «Wrapped Reichstag» fünf Millionen Menschen nach Berlin.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude verschaffte 1995 Berlin zwei traumhafte Wochen.
- Sie verhüllten mit «Wrapped Reichstag» vom 24. Juni bis 7. Juli den späteren Bundestag.
- Rund fünf Millionen Menschen liessen sich vom Zauber des Kunstwerks einfangen.
Das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude verschaffte 1995 Berlin zwei traumhafte Wochen. Vor 25 Jahren verhüllten sie mit «Wrapped Reichstag» vom 24. Juni bis 7. Juli den späteren Bundestag.

Eine Postkarte markierte den Anfang. Das Motiv zeigte das massige Gebäude des Reichstags. Auf der Postkarte notiert: der Vorschlag von US-Historiker Michael Cullen, den Reichstag zu verhüllen.
Für Christo hatte das Projekt Symbolcharakter. «Der einzige Ort der Welt, an dem sich der Osten und der Westen getroffen haben, war Berlin.» Dies sagte Christo kurz vor seinem Tod Ende Mai der Deutschen Presse-Agentur.
Grösste Herausforderung war die Erlaubnis zu bekommen
«Wie mit allen unseren Projekten war die grösste Herausforderung daran, die Erlaubnis zu bekommen», erinnerte sich Christo. «Da kann man nicht einfach nur einen Brief schreiben, da muss man sich wahnsinnig engagieren.» «Wenn Rita Süssmuth nicht gewählt worden wäre, hätte das Reichstags-Projekt nicht stattgefunden», so Christos Urteil.

«Ich war begeistert von den Möglichkeiten, die in diesem Projekt steckten. Für unser Land, für die Menschen hier und für die Menschen jenseits von Deutschland», sagt Süssmuth der dpa rückblickend. Damit sollte ein anderes Deutschland präsentiert werden. «Es war eine Botschaft von Kunst und Kultur, die in die Welt ausstrahlte.»
Für die Realisierung blieb nicht viel Zeit. Schliesslich sollte der britische Architekt Norman Foster den Reichstag von 1995 bis 1999 als Parlamentsgebäude des künftigen Bundestages umgestalten.
Christo und Jeanne-Claude verzauberten fünf Millionen Menschen
Es sollte eine Materialschlacht werden: Zehn Firmen produzierten, eine Stahlkonstruktion schützte Türme, Dach, Statuen und Steinvasen. 90 Gewerbekletterer und 120 Montagearbeiter verhüllten den Reichstag mit 100 000 Quadratmetern dickem Polypropylengewebe.

Alles wurde mit 15,6 Kilometern blauem Polypropylenseil verschnürt. Die 13 Millionen Dollar für das Projekt finanzierten Christo und Jeanne-Claude wie immer selbst.
Rund fünf Millionen Menschen liessen sich vom Zauber des Kunstwerks einfangen. «Die Besucher dort waren in Stille schauende, nachdenkliche, staunende Menschen», erinnert sich Süssmuth. Menschen aus dem Ausland und Einheimische sorgten für «kulturellen Austausch vor Ort».