Coronavirus: Deshalb gibt es bei Alten in Tübingen keine Infektionen
In Tübingen scheint das Corona-Erfolgsrezept entschlüsselt. So schafft es die deutsche Musterstadt, Infektionen mit dem Coronavirus bei Alten zu verhindern.
Das Wichtigste in Kürze
- In Tübingen gibt es bei über 75-Jährigen keine Corona-Fälle.
- Die deutsche Musterstadt schützt seine ältere Bevölkerung mit speziellen Massnahmen.
- Dazu gehören unter anderem regelmässige Tests, Einkaufszeiten und ein gratis Rufbus.
Corona-Erfolg in Tübingen: Die 7-Tage-Inzidenz liegt dort bei über 75-Jährigen bei null – bei über 65-Jährigen sind es zehn. Zum Vergleich: Dem Robert Koch-Institut zufolge stieg die 7-Tage-Inzidenz bundesweit bei Über-65-Jährigen von 95 auf 130.
Die Stadt im Herzen Baden-Württembergs hat scheinbar herausgefunden, wie man richtig mit dem Coronavirus umgehen sollte. Bei einer Bevölkerung von 89'000 gibt es insgesamt neun Altersheime. Und seit Mai gab es in diesen «nicht einen einzigen Corona-Fall», sagt Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) gegenüber «Bild».
«Wir haben uns auf den Schutz der Risikogruppen konzentriert – und das sind die Alten», erklärt Palmer. Im April und Mai habe er sich intensiv mit den Zahlen aus Italien und Spanien auseinandergesetzt.
Doch wie hat es Tübingen geschafft, seine älteren Personen vor dem Coronavirus zu schützen?
Tübingens Erfolgsrezept gegen das Coronavirus
In der Universitätsstadt gelten vergleichsweise ungewöhnliche Corona-Massnahmen. Es gibt beispielsweise reservierte Einkaufszeiten für Senioren von 9 bis 11 Uhr.
Und auch Kosten wurden keine gescheut im Kampf gegen das Coronavirus. So wurden ein Rufbus und ein Sammeltaxi für Senioren eingeführt. Ältere Personen können diese 30 Minuten vorher anfordern und das Fahrzeug kommt zur Bushaltestelle. Der Dienst kann zum Preis eines Bustickets benutzt werden, mit einer Abo-Karte ist er kostenlos.
Ausserdem wurden regelmässige kostenlose Testungen der Beschäftigten in den Altersheimen und der Bewohnerinnen und Bewohnern eingeführt. Seit einiger Zeit gilt dies auch für die Besuchenden. Auch Schnelltests gehören zum Erfolgsrezept von Tübingen. Seit Kurzem können Angehörige, die Hochbetagte besuchen wollen, sich kostenlos auf dem Marktplatz testen lassen.
Zudem werden FFP2-Masken für Altenheime und Senioren jetzt auch in Drogerien kostenlos abgegeben. Die Masken können bei der Tafel – einer gemeinnützigen Hilfsorganisation – kostenlos bezogen werden. Palmer begründet: «Arme können sich die Masken nicht leisten.»
Palmer ist vom Weg seiner Stadt überzeugt und rät: «Machen Sie es wie Tübingen. Konzentrieren Sie sich auf die Alten!»