Coronavirus: England hebt fast alle Beschränkungen auf
Trotz Warnungen hat die britische Regierung in der Nacht auf Montag fast alle Corona-Beschränkungen für England aufgehoben.
Das Wichtigste in Kürze
- In England wurden in der Nacht auf heute Montag fast alle Corona-Regeln aufgehoben.
- Es gelten keine Abstandsregeln, Maskenpflicht, Platz-Einschränkungen und Homeoffice mehr.
- Experten warnen vor den steigenden Zahlen – die Bevölkerung feiert «Freedom Day»-Partys.
In der Nacht zu Montag trat der Beschluss in Kraft, wodurch unter anderem die Maskenpflicht und Abstandsregeln wegfielen. Auch Diskotheken dürfen wieder öffnen, Theater und Sportstadien sämtliche Plätze besetzen. Die Empfehlung zum Homeoffice wurde ebenfalls aufgehoben.
Experten befürchten eine erneute grosse Corona-Welle – bereits jetzt steigen in ganz Grossbritannien die Fallzahlen.
Ausnahmen gelten in London, wo Bürgermeister Sadiq Khan von der Labour-Partei einen strikteren Corona-Kurs beibehalten will als die Zentralregierung. Auch in den in der Gesundheitspolitik eigenständigen Provinzen Wales und Schottland bleiben die bisherigen Restriktionen zunächst bestehen.
Hochumstrittene Öffnungsschritte
Die Regierung des konservativen Premierministers Boris Johnson hatte den hochumstrittenen Öffnungsschritt mit der hohen Impfquote im Land begründet. Mehr als zwei Drittel der Erwachsenen sind bereits vollständig geimpft.
Am Vortag des «Tags der Freiheit» verteidigte Johnson den Öffnungsschritt in einer auf Twitter veröffentlichten Videobotschaft. «Wenn wir es jetzt nicht tun, müssen wir uns fragen, wann wir es jemals tun werden», sagte der Regierungschef. «Dies ist also der richtige Moment, aber wir müssen es vorsichtig angehen.»
Steigende Corona-Zahlen in Grossbritannien
Bereits jetzt breitet sich die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus in Grossbritannien stark aus. Zuletzt überschritt die Zahl der täglichen Neuinfektionen die Marke von 50'000.
Grossbritannien verzeichnet inzwischen zwar deutlich weniger Todesfälle als in früheren Corona-Wellen. Dennoch würde ein starkes Ansteigen der Fallzahlen nach Angaben von Medizinern den Gesundheitsdienst NHS unter Druck setzen. Derzeit werden rund 550 Covid-19-Patienten auf der Intensivstation behandelt. Auf dem Höhepunkt der zweiten Welle im Januar waren es mehr als 4000.
Boris Johnson in Selbstisolation
Eine der Regeln, die in Kraft bleiben, ist die verpflichtende Selbstisolation nach Kontakt zu einem Infizierten. Dies betrifft auch Johnson und Finanzminister Rishi Sunak, die Kontakt zu dem an Corona erkrankten Gesundheitsminister Sajid Javid hatten.
Ein Regierungssprecher hatte zunächst erklärt, dass die Politiker nur in Teil-Quarantäne müssten. Ihrer Arbeit in der Downing Street dürften sie weiterhin nachgehen. Nach einem Sturm der Entrüstung machten beide jedoch eine Kehrtwende und erklärten, sie würden die Quarantäne vollständig einhalten.