CTS Eventim kalkuliert Höhe der Schadenersatz-Forderungen

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Deutschland,

Der Maut-Vertrag mit CTS Eventim wurde am 18. Juni vom EuGH gekippt. Nun fordert der Konzern Schadenersatz vom Bund – die Frage ist nur noch wieviel.

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Der Maut-Vertrag mit CTS Eventim ist gescheitert. Nun fordert das Unternehmen Schadenersatz. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die CTS Eventim war ursprünglich zuständig, um die Maut zu erheben und zu kontrollieren.
  • Doch der Vertrag zwischen dem Bund und der Firma wurde vom EuGH gekippt.
  • Nun fordert CTS Eventim Schadenersatz.

Die Pkw-Maut ist in Deutschland Geschichte, doch die Folgekosten kommen noch. CTS Eventim, einer der beiden gekündigten Betreiber, rechnet noch an seinen Forderungen an den Bund. Es könnte teuer werden.

Für gute Geschäftszahlen braucht der Ticket- und Eventkonzern CTS Eventim die Einnahmen aus der gescheiterten Pkw-Maut sicher nicht.

Sattes Wachstum bei Umsatz und Gewinn, Aktienkurs auf Rekordhöhe und gute Aufstiegschancen in den MDax der mittelgrossen Börsenwerte. Die Bilanz für das erste Halbjahr 2019 konnte sich am Donnerstag sehen lassen.

Maut für CTS Eventim ein Zusatzgeschäft

Die Maut könnte letztlich sogar für ein Zusatzgeschäft sorgen. Obwohl sie im Juni vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) gestoppt wurde. Derzeit kalkuliert CTS Eventim seine Ansprüche an den Bund, also den Steuerzahler.

Eventim-Chef Klaus-Peter Schulenberg sieht die Gesamtlage gelassen. «Die Maut war immer schon ein völlig separates Thema. Und zudem für CTS Eventim auch nie als Kerngeschäft gedacht», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Die Maut sollte CTS Eventim im Joint Venture mit der österreichischen Firma Kapsch erheben und kontrollieren. Am 18. Juni kippte der EuGH das Projekt von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der dann die Verträge mit den Betreibern kündigte.

Schadenersatzforderungen

Jetzt wird gerechnet, wir hoch die Schadenersatzansprüche ausfallen. «Wir sind noch dabei, das zu ermitteln, und das wird auch noch einige Wochen dauern», so Schulenberg. In einem Brief an die Aktionäre machte er klar, dass wohl frühestens im Oktober mit Zahlen zu rechnen ist.

«Zurzeit laufen die Verträge noch. Und eine komplette Forderungsaufstellung wird erst nach Vertragsende und Bewertung aller Ansprüche möglich sein», schrieb er. Die Vertragskündigung wird am 30. September wirksam.

Die Gelassenheit rührt auch daher, dass die Verträge Schutzbestimmungen enthalten für den Fall, dass die Maut nicht eingeführt wird. «Wenn das EuGH-Urteil anders ausgefallen wäre, hätte der Bund die Kooperation mit den Betreibern laut Herrn Scheuer fortgesetzt», betonte Schulenberg. «Dies zeigt, dass der Vertrag nicht aufgrund der Leistung der Betreibergesellschaft gekündigt wurde. Mit diesem Statement hat Herr Scheuer einen erheblichen Beitrag zur Transparenz geleistet.»

Was genau in die Kalkulation für die Forderungen einfliesst, wird sich zeigen. Nach einem Bericht des Wirtschaftsmagazins «Capital» entgehen den Betreibern in zwölf Jahren Nettogewinne in Gesamthöhe von einer Viertelmilliarde Euro. «Jede Zahl ist Spekulation», winkt Schulenberg nur ab.

CTS Eventim hatte erfolgreiches Halbjahr

Keine Spekulation sind dagegen die Halbjahreszahlen des Unternehmens. Es sind 27 Festivals, 5000 Live-Events, zehn Millionen Besucher im Jahr. Auch das Ticket-Geschäft lieferte mit 23,7 Millionen Online-Eintrittskarten im ersten Halbjahr eine Bestmarke. Der Konzernumsatz stieg um 14,8 Prozent auf 696,6 Millionen Euro.

Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) legte um 18,7 Prozent auf 111,8 Millionen Euro zu.

Wachstumschancen sieht das Unternehmen in den USA. Dort sollen perspektivisch neben Eintrittskarten unter anderem Übernachtungen und Transportmöglichkeiten angeboten werden.

Der Bremer Landesgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Peer Koch, vertritt die Interessen der kleinen und institutionellen Anleger. Er sieht das Unternehmen gut aufgestellt. «Eventim gehört auf jeden Fall nicht zu den Gesellschaften, die ständig Luftnummern produzieren, um den Aktienkurs anzuheizen», sagte er

Am 4. September wird turnusmässig die Neubewertung der Börsenindizes bekanntgeben. Entscheidend sind Marktkapitalisierung und Börsenumsatz. Eventim wird nach acht Monaten im Kleinwerteindex SDax als aussichtsreicher Aufstiegskandidat in den MDax gehandelt.

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