Das bange Warten auf das E-Auto

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Deutschland,

Autokäufer müssen derzeit unter Umständen lange auf einen Neuwagen warten. Für etliche, die ein Elektrofahrzeug bestellt haben, könnte die Wartezeit richtig teuer werden.

VW-Mitarbeiter montieren im Rahmen eines Presserundgangs in der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden bei der sogenannten Hochzeit die Karosserie und den Antriebsstrang eines VW ID.3. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa
VW-Mitarbeiter montieren im Rahmen eines Presserundgangs in der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden bei der sogenannten Hochzeit die Karosserie und den Antriebsstrang eines VW ID.3. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Das könnte knapp werden: Viele Kunden von Volkswagen, die sich in diesen Tagen das Elektro-Auto ID.3 bestellen wollen, bekommen von ihren Händlern «Kalenderwoche 49» oder sogar noch später als Liefertermin in Aussicht gestellt.

Grund für die langen Lieferzeiten ist eine Kombination aus hoher Nachfrage und Lieferschwierigkeiten, insbesondere bei Halbleitern.

E-Autos können aber nicht nur bei VW nicht in gewünschten Stückzahlen geliefert werden. Auch Audi, BMW, Opel, Hyundai, Peugeot und Škoda lassen bei bestimmten Modellen die Kundschaft etliche Monate warten, auch wenn bei manchen Händlern Wagen kurzfristig zu haben sind. Modelle wie der Octavia iV als Plug-in-Hybrid von Škoda sind erst nach weit über einem Jahr verfügbar. Unterschiedlich sieht es bei Tesla aus: Während die Baureihen Model S und X zum Teil erst nach rund zwölf Monaten bei den Kunden sind, ist das Model Y kurzfristig lieferbar.

Eine überlange Lieferfrist ist beim Kauf eines Autos mit Verbrennungsmotor in der Regel nur ärgerlich. Soll ein E-Auto angeschafft werden, kann die Wartezeit aber unter Umständen teuer werden. Das liegt an einer möglichen zeitlichen Befristung für die üppige staatliche Förderung, die bislang gewährt wird. Bei einem vollelektrischen Fahrzeug mit einem Nettolistenpreis bis zu 40.000 Euro geht es derzeit immerhin um 9000 Euro Prämie. Davon kommen zwei Drittel vom Staat, wenn der Hersteller das restliche Drittel mit auf den Tisch legt. Bei Plug-in-Hybriden gibt es bis zu 6750 Euro.

Für manche Fahrzeugtypen künftig keine Förderung?

Die alte schwarz-rote Bundesregierung hatte 2019 beschlossen, den Umweltbonus bis Ende 2025 zu verlängern und deutlich zu erhöhen. Wegen der Corona-Pandemie hatte Schwarz-Rot zudem im Sommer 2020 festgelegt, den staatlichen Anteil für die Förderung von elektrischen Fahrzeugen in Form einer Innovationsprämie befristet zu verdoppeln.

Die Ampel-Koalitionäre von SPD, Grüne und FDP wollen die Subventionsregelung der Vorgängerregierung nur noch bis Ende 2022 unverändert fortführen. Was danach kommt, ist ungewiss. Für manche Fahrzeugtypen könnte die Förderung deutlich abgeschmolzen werden oder komplett entfallen. Insbesondere die Anschaffung von Plug-in-Hybriden soll in absehbarer Zeit nicht mehr so umfangreich gefördert werden.

Plug-in-Hybride haben einen Elektro- und Verbrennungsmotor, können aber im Gegensatz zu einfachen Hybriden auch an einer Ladestation geladen werden. Diese Fahrzeugklasse hat bei Umweltschützern allerdings einen schlechten Ruf, weil viele Käufer zwar die Elektroprämie einkassieren, im Alltag aber gar nicht oder nur selten elektrisch ohne CO2-Ausstoss fahren.

Nach 2022 will die Ampelkoalition nur noch Elektrofahrzeuge fördern, die nachweislich einen Klimaschutzeffekt haben. Als Massstab bei Plug-in-Hybriden soll eine elektrische Mindestreichweite gelten sowie der Anteil, zu dem der Wagen rein elektrisch gefahren wird.

Die Aussage im Koalitionsvertrag bedeutet keine Komplettabsage an die staatliche Förderung. Das Ende der Innovationsprämie für E-Autos ist demnach erst für Ende 2025 geplant. Was aus dem ursprünglichen Umweltbonus wird, steht noch nicht fest. Doch die Worte «degressiv reformieren» sind für potenzielle Käufer keine rosigen Aussichten, auch für die, die sich ein reines E-Fahrzeug anschaffen wollen.

Daher ist es für sie wichtig, nicht nur in diesem Jahr noch zu bestellen. Für den Förderantrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) muss der Wagen auch ausgeliefert und zugelassen sein. Und da das Jahr nur 52 Wochen hat, könnte das mit einem Liefertermin in «Kalenderwoche 49» oder später eng werden.

Der ADAC fordert, angesichts langer Lieferzeiten die Antragsmodalitäten für die Innovations- und Umweltprämie zu verändern. «Wer sich in diesem Jahr dazu entscheidet, auf Elektromobilität umzusteigen, sollte sicher sein können, dass er auch die für dieses Jahr zugesagte staatliche Förderung von bis zu 6000 Euro erhält», sagte ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand.

Starke Nachfrage verschärft die Situation

Der Club setzt sich dafür ein, dass bei Abschluss eines Kauf- oder Leasingvertrags eine Möglichkeit zur Reservierung der Fördersumme eingeräumt wird. «Diese Zusage sollte für mindestens 12 Monate gelten.» Die Auszahlung sollte weiterhin erst bei Zulassung des Fahrzeugs erfolgen.« Nur so wird die Verunsicherung bei E-Auto-Interessenten vermieden und notwendiges Vertrauen geschaffen.»

Die starke Nachfrage verschärft die Situation. Zu Beginn der Corona-Krise gingen die grossen Auto-Hersteller von einer Absatzflaute aus und sagten bei Halbleiter-Produzenten grosse Chip-Bestellungen ab. Als der Automarkt überraschend rasch anzog, waren die frei gewordenen Kapazitäten längst an andere Branchen vergeben. Seitdem brachte der Halbleitermangel immer wieder die Produktionsbänder in Autofabriken zum Stillstand. Experten erwarten erst 2023 eine Kehrtwende.

Im Haus von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wird an Details der künftigen Förderung gearbeitet. Der überraschende Stopp der staatlichen Förderungen für energieeffiziente Gebäude hat gezeigt, dass der Vizekanzler auch zu unpopulären Einschnitten greift.

Peter Fuss von der Unternehmensberatung EY glaubt, dass die Koalition nicht voreilig den Subventionsstecker zieht: «Ich gehe davon aus, dass die Bundesregierung die Anschaffung eines E-Autos noch über 2025 hinaus unterstützen wird.» Ohne diese Subventionen werde es für viele Menschen finanziell nicht darstellbar sein, ein E-Auto zu kaufen.

Um die Ziele des angekündigten «Green Deals» zu erreichen, komme es aber nicht nur auf den Absatz der Autos an, sagte Fuss. «Die Industrie ist ja im Prinzip lieferfähig und fährt auf der Überholspur. Nur die Politik bewegt sich beim notwendigen Ausbau der Ladeinfrastruktur noch auf der Kriechspur.» Die Elektromobilität könne nicht alleine durch Subventionen der Fahrzeuge vorangetrieben werden. Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur müsse deutlich beschleunigt werden.

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