Nach der Aufholjagd die Katerstimmung: Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Donnerstag vor dem langen Wochenende die Reissleine gezogen.
Der Dax ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland. Foto: Fredrik von Erichsen/dpa
Der Dax ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland. Foto: Fredrik von Erichsen/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Dax beendete den letzten Tag des wegen des Mai-Feiertags verkürzten Handelswoche mit minus 2,22 Prozent bei 10.861,64 Punkten.
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Nachdem der Dax im frühen Handel die Marke von 11.200 Punkten übersprungen hatte, bereiteten insbesondere warnende Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB) der Kauflaune ein Ende. Prognosen der Notenbank gehen für 2020 von einer Schrumpfung der Wirtschaftsleistung in der Eurozone um bis zu zwölf Prozent aus.

Der Dax beendete den letzten Tag des wegen des Mai-Feiertags verkürzten Handelswoche mit minus 2,22 Prozent bei 10.861,64 Punkten. Das Wochenplus beläuft sich damit immer noch auf rund 5 Prozent. Im gesamten Monat April ist der deutsche Leitindex um etwas mehr als 9 Prozent gestiegen, nachdem er allerdings während des Corona-Crashs auch um bis zu 40 Prozent eingebrochen war.

Der MDax der mittelgrossen Werte verlor am Donnerstag 1,55 Prozent auf 23.043,70 Punkte. Europaweit und in den USA wurden ebenfalls Verluste verzeichnet: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büsste 2,27 Prozent auf 2927,93 Zähler ein. Um mehr als 2 Prozent gab auch der Cac 40 in Paris nach, während der FTSE 100 in London sogar um 3,5 Prozent absackte. In den USA sank der Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss um rund ein Prozent.

«Auf die Party an der Börse mit teils schon ausgelassener Stimmung gestern folgte heute die Katerstimmung», kommentierte CMC-Markets-Analyst Jochen Stanzl und verwies auf die von der EZB prognostizierten düsteren Aussichten für die Euro-Länder. Laut Marktanalyst Timo Emden leistet auch das lange Wochenende den herben Verlusten Vorschub: «Gerade vor Börsenfeiertagen sind Gewinnmitnahmen verlockend», zumal die Unsicherheit hoch bleibe.

Die Berichtssaison lief am Donnerstag zugleich auf Hochtouren. Der weltgrösste Chemiekonzern BASF verdiente im ersten Quartal wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie weniger. Den Ausblick für 2020 hatte der Konzern bereits am Vorabend gestrichen. Die BASF-Aktien büssten als einer der schwächsten Werte im Dax 5,2 Prozent ein.

Mit 5,3 Prozent Abschlag waren die Aktien der Deutschen Bank allerdings noch etwas schlechter unterwegs. Im MDax hielten die Papiere der Commerzbank die rote Laterne mit minus 7,5 Prozent. Am Markt wurde auf die sehr düsteren Prognosen der EZB verwiesen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sprach von einem «beispiellosen Wirtschaftseinbruch in Friedenszeiten mit einer tiefgreifenden Verschlechterung am Arbeitsmarkt». Zudem sei auch die Wirtschaftserholung mit hoher Unsicherheit verbunden.

Der Triebwerksbauer MTU hat im ersten Quartal dagegen besser abgeschnitten als von Analysten befürchtet. Für 2020 rechnet das Unternehmen jedoch wegen der Corona-Krise mit einem Nachfrageeinbruch bei Passagierjets, Antrieben und Ersatzteilen. Die Papiere schlossen 2,4 Prozent tiefer, nachdem sie am Mittwoch noch um mehr als 10 Prozent zugelegt hatten.

Die Aktien der Deutschen Börse beendeten den Tag mit plus 0,5 Prozent und haben inzwischen auch den Grossteil ihres 40-prozentigen Verlusts aus dem Corona-Crash wieder wettgemacht. Der Börsenbetreiber war im ersten Quartal Nutzniesser des regen Handels an den Finanzmärkten und der gestiegenen Unsicherheit infolge der Pandemie gewesen.

Im SDax zog Neuling SNP nach gesenkten Jahreszielen des Softwareanbieters und IT-Beraters die Aufmerksamkeit auf sich und brach um 15,5 Prozent ein.

Am Anleihemarkt stieg der Rentenindex Rex um 0,11 Prozent auf 144,99 Punkte. Die Umlaufrendite fiel im Gegenzug von minus 0,48 Prozent am Vortag auf minus 0,50 Prozent. Der Bund Future stieg zuletzt um 0,80 Prozent auf 174,48 Zähler. Der Euro übersprang am frühen Abend die Marke von 1,09 US-Dollar und kletterte auf 1,0929 Dollar. Die EZB setzte den Referenzkurs 1,0876 (Mittwoch: 1,0842) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9195 (0,9223) Euro.

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