Der Roboter im Kuhstall
Zweimal täglich müssen Milchkühe gemolken werden. Für Bauern ist das eine Pflichtaufgabe – tagein, tagaus. Roboter können ihre Arbeit erleichtern.
Es rattert und zischt, als sich ein metallischer Greifarm nach oben bewegt und vier Gummibecher an den Zitzen einer Kuh andocken. Dann beginnt hörbar das Pumpen. Das Besondere dabei: Kein Mensch melkt die Kuh, sondern ein Roboter in einer Stahlbox, in die das Tier freiwillig gegangen ist.
«Das ist wie eine Süssigkeit zur Belohnung», sagt Landwirt Henning Lefert in seinem Kuhstall im westfälischen Ahaus. Der Hof ist ein Beispiel für den Trend hin zu Melkautomaten in Deutschlands Kuhställen.
Nachfrage nach Robotern steigt
Nach Angaben des Deutschen Bauernverbands hat sich der Anteil der Betriebe, die auf automatische Melksysteme setzen und nicht mehr auf händisches Melken, in den vergangenen Jahren laufend erhöht. Laut einer Umfrage, an der gut ein Viertel der deutschen Milcherzeuger teilnahmen, arbeiten inzwischen 17 Prozent der Befragten mit Melkrobotern. «Es ist davon auszugehen, dass der Anteil automatischer Melksysteme in Milchviehbetrieben weiter steigen wird», sagt der stellvertretende Generalsekretär des Verbandes, Udo Hemmerling.
Was sind die Gründe für den Trend? «Ich hatte die Wahl zwischen Wachsen oder Weichen – also grösser werden oder aufgeben», sagt Landwirt Lefert auf die Frage, warum er 2018 auf die Automatik umstieg.
Daher entschloss er sich zum Kauf von zwei Robotern und nahm einen Kredit auf. Den Viehbestand verdreifachte er auf 120. Das ist typisch: Steigen Milchviehbetriebe auf Roboter um, vergrössern sie ihren Viehbestand – sie brauchen mehr Umsatz, damit sich die teure Technik lohnt.
Bei kleinen Betrieben rechnen sich Melkroboter hingegen nicht. 100 Kühe gilt als Mindestgrösse.
Erleichterung beim Knochenjob
Peter Lauwers vom Anlagenbauer Gea sieht im Fachkräftemangel eine treibende Kraft für die Automatisierung. Für die Landwirte werde es schwieriger, Personal zu finden.
Grob gesagt 150'000 Euro kostet ein Roboter, der für das Melken von 60 Kühen ausreicht. Für einen Betrieb, der auf ein Produkt mit stark schwankenden Preisen setzt, ist das ein Risiko. Andere Bauern scheuen diesen Schritt.
Zehn Prozent mehr Milch
Dreimal täglich begibt sich eine Kuh zu einer Roboterbox. Dadurch bringe sie im Vergleich zu einer ähnlichen Kuh in einem Betrieb mit händischem Melken etwa zehn Prozent mehr Milch, sagt Gea-Manager Lauwers.
Bei den Melkrobotern geht es auch um Datenanalyse. Krankheiten werden durch Sensoren früh erkannt. Der Mastitis – Entzündungen der Zitzen – kann dadurch rechtzeitig vorgebeugt werden.
Werde dann früh gehandelt, müsse der Tierarzt seltener kommen. Der Antibiotika-Einsatz vermindere sich durch die Technik deutlich.