Deutsch-französischer Kampfpanzer kommt nicht voran
Gemeinsam möchten Frankreich und Deutschland Militärflugzeuge und Panzer entwickeln. Doch: Politik und Industrie verfolgen unterschiedliche Interessen.
Deutschland und Frankreich wollen gemeinsam Panzer und Militärflugzeuge entwickeln. Beide Rüstungsprojekte erweisen sich aber als schwierig, da Politik und Industrie unterschiedliche Interessen verfolgen.
Derzeit hakt es vor allem bei der Entwicklung des gemeinsamen Kampfpanzers MGCS. Dies dürfte auch Thema beim Treffen von Deutschlands Verteidigungsminister Borius Pistorius und seinem französischen Kollegen Sébastien Lecornu am Donnerstag in Evreux sein.
Eigentlich war ausgemacht, dass Frankreich beim Kampfflugzeug FCAS die Führungsrolle einnimmt und Deutschland beim Panzer. Beim FCAS, an dem vor allem Dassault und die Rüstungssparte von Airbus beteiligt sind, haben die Regierungen mittlerweile so sehr Druck gemacht, dass die Arbeit vorangeht. Nicht so beim MGCS.
«Viel Forschungsgeld»
Das sei für Deutschland misslich, meint Alexander Müller, verteidigungspolitischer Sprecher der deutschen FDP-Bundestagsfraktion. «Beim FCAS gibt Deutschland sehr viel Forschungsgelder aus, (...) für ein Projekt dessen Wertschöpfung im Wesentlichen in Frankreich stattfindet», sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Dabei habe es Deutschland nicht geschafft, die Entwicklung des Kampfpanzers so voranzutreiben, dass die deutsche Industrie ihrerseits von französischen Forschungsgeldern profitiere.
Kern des Konflikts ist in beiden Fällen die Frage, welches Unternehmen welche Komponenten entwickelt. Im Fall des Kampfpanzers hatten sich das Münchner Rüstungsunternehmen KMW und der französische Panzerbauer Nexter zusammengeschlossen. Da Projekt geriet aus französischer Sicht aus dem Gleichgewicht, als sich auch das deutsche Unternehmen Rheinmetall beteiligte.
In der vergangenen Woche hatte zudem das «Handelsblatt» über Pläne der deutschen Unternehmen berichtet, mit Partnern aus Italien, Spanien und Schweden einen Nachfolger für den Leopard 2 entwickeln zu wollen.
Offen für weitere EU-Partner
Pistorius betonte jedoch, dass dies keine Alternative zum MGCS sei. Die deutsche und die französische Regierung wollten an dem gemeinsamen Panzer festhalten. Das Vorhaben sei jedoch offen für weitere EU-Partner, sagte der Bundesverteidigungsminister. Italien hat beim MGCS bereits einen Beobachterstatus.
Bei allem politischen Willen hätten beide Seiten aber durchaus unterschiedliche Vorstellungen vom künftigen Panzer, sagt der Verteidigungsexperte Marc Chassillan. Während Deutschland in erster Linie den Leopard 2 weiterentwickeln wolle, lege Frankreich mehr Wert auf Zukunftstechnologien, etwa Robotik und Konnektivität. «Die deutsche Industrie hat kein Interesse an der Zusammenarbeit mit Frankreich, weil diese keine neuen Kunden bringt», meint Chassillan.
Pistorius und sein französischer Kollege Lecornu wollen am Donnerstag in Evreux die Wunschlisten der beiden Generalstäbe, was der künftige Panzer alles können soll, politisch bekräftigen. «Wir sind entschlossen, das Projekt MGCS weiter zu verfolgen und damit das Fundament zu einem der modernsten Panzersysteme der Welt zu schaffen», betonte Pistorius.
Anschliessend könnten die Zuständigkeiten der beteiligten Unternehmen geklärt werden. Das Panzerprojekt dürfte auch bei der geplanten deutsch-französischen Regierungsklausur Anfang Oktober in Hamburg ein wichtiges Thema sein.