Bundesbürger machen für Wohneigentum immer mehr Schulden
Niedrige Zinsen lassen die Hemmschwelle für Kredite schrumpfen. Im vergangenen Jahr haben Privatleute fast eine Billion Euro aufgenommen, um Wohnungen und Häuser zu finanzieren. Die Grünen finden das besorgniserregend.
Das Wichtigste in Kürze
- Für den Kauf von Häusern und Eigentumswohnungen machen die Bundesbürger immer mehr Schulden.
Das Volumen der Wohnimmobilienkredite stieg zuletzt innerhalb von zehn Jahren um rund ein Viertel.
Im Jahr 2018 nahmen private Haushalte demnach rund 995 Milliarden Euro zur Finanzierung von Wohnimmobilien auf, wie aus der Antwort des Finanzministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Nimmt man Selbstständige und Einzelkaufleute dazu, steigt das Volumen auf rund 1,2 Billionen Euro.
Zugleich nahm auch die Zahl der Transaktionen auf dem Immobilienmarkt von 2008 bis 2016 um etwa ein Viertel zu, der Umsatz mit Wohn- und Geschäftsimmobilien sogar um mehr als 80 Prozent. «Wohnen ist ein grundlegendes soziales Bedürfnis und Grundrecht», sagte der Grünen-Wohnungspolitiker Chris Kühn. «Die harten Zahlen belegen, dass damit schon seit Jahren der grosse Reibach gemacht wird.»
Die Grünen sehen deutliche Zeichen für eine Überhitzung des Marktes, vor allem, weil Kaufpreise noch stärker stiegen als Mieten. Die Bundesregierung kippe noch Öl ins Feuer, indem sie die risikoreiche Finanzierung von Wohneigentum fördere, kritisierte Finanzexpertin Lisa Paus. «Die Hinweise auf Lockerungstendenzen bei der Kreditvergabe sind besonders besorgniserregend.» Private Haushalte überschuldeten sich durch den Kauf überteuerter Immobilien oft bis über beide Ohren.
Die Daten zeigen auch, dass die Einkommen immer weniger mit der Kaufpreisentwicklung mithalten. Das gilt auch für die Mieten in den zehn grössten Städten: Hier stiegen die Angebotsmieten innerhalb von zehn Jahren um fast 50 Prozent, das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte in Deutschland nahm im gleichen Zeitraum nur um ein Viertel zu.
Preissteigerungen sind aus Sicht der Grünen auch darauf zurückzuführen, dass vermehrt Immobilienfonds und Wohnungsunternehmen investieren. Nach Angaben des Finanzministeriums nahmen offene Immobilienfonds im vergangenen Jahr bei inländischen Banken Kredite in Höhe von 32,2 Milliarden Euro auf - 55 Prozent mehr als noch 2014.