Deutsche Thomas Cook sagt Reisen bis Ende des Jahres ab
Die Suche nach einer Zukunft für den insolventen deutschen Reiseveranstalter Thomas Cook läuft auf Hochtouren. Für Kunden, die gebucht und schon bezahlt haben, gibt es erneut schlechte Nachrichten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Turbulenzen des deutschen Reiseveranstalters Thomas Cook treffen immer mehr Kunden.
Das Unternehmen, das jüngst Insolvenz angemeldet hatte, sagte am Mittwoch Reisen bis einschliesslich 31. Dezember ab, auch wenn sie bereits ganz oder teilweise bezahlt sind.
Bislang galt der Reisestopp bis Ende Oktober. «Wir bedauern sehr, dass wir diese Reisen absagen müssen, können aber deren Durchführung nicht gewährleisten», sagte Stefanie Berk, Vorsitzende der Geschäftsführung in Oberursel bei Frankfurt.
Das Unternehmen arbeite mit Hochdruck daran, ab 1. Dezember 2019 wieder operativ tätig zu sein und dann auch Reisen ab Jahresbeginn 2020 anbieten zu können, sagte Berk.
Pauschalurlauber, die bereits gezahlt haben, können nicht mit einer vollen Erstattung ihres Geldes rechnen. Die zuständige Versicherung Zurich Deutschland hatte die Reisen mit der deutschen Thomas Cook bis zu 110 Millionen Euro versichert. Es sei davon ausgehen, «dass dies bei weitem nicht reicht», hatte ein Zurich-Sprecher jüngst gesagt.
Abgesagt bis Jahresende sind Reisen der Veranstaltermarken Thomas Cook Signature, Thomas Cook Signature Finest Selection, Neckermann Reisen, Öger Tours, Bucher Reisen und Air Marin sowie über Thomas Cook International gebuchte Trips. Zur Zahl der betroffenen Kunden machte Thomas Cook keine Angaben. Für den Zeitraum bis September 2020 hatten früheren Angaben zufolge etwa 660.000 Urlauber bei dem Unternehmen gebucht.
Fast alle 140.000 Gäste der deutschen Thomas Cook, die zuletzt noch unterwegs waren, sind nach Angaben des Unternehmens bis auf einige Langzeitreisende bereits wieder planmässig zurückgekehrt.
Das Unternehmen mit rund 2000 Mitarbeitern war in den Sog der Pleite des britischen Mutterkonzerns geraten. Drei deutsche Thomas-Cook-Gesellschaften stellten Insolvenzantrag. Derzeit läuft die Suche nach Investoren auf Hochtouren. Die vorläufigen Insolvenzverwalter zeigten sich zuversichtlich. Zahlreiche strategische Investoren und Finanzinvestoren hätten ihr Interesse an der gesamten deutschen Thomas-Cook-Gruppe oder an einzelnen Unternehmensteilen bekundet, erklärte Expertin Julia Kappel-Gnirs.
Als Traditionsreiseunternehmen und Pionier für Pauschalreisen kenne Thomas Cook den Markt und verfüge über ein gutes, intaktes Geschäftsmodell, das auf Nachfrage stosse, ergänzte Insolvenzverwalter Ottmar Hermann.
Das Unternehmen hat wie der ebenfalls zur britischen Thomas Cook gehörenden Ferienflieger Condor einen staatlichen Überbrückungskredit beantragt. Darüber ist bislang noch nicht entschieden. Für Condor hatten der Bund und das Land Hessen einen sogenannten Massekredit über 380 Millionen Euro beschlossen. Die Zustimmung der EU dazu steht allerdings noch aus.