Schwacher Sommerausklang im Aussenhandel: Export schrumpft
Die Ausfuhren «Made in Germany» sinken, die Elektroindustrie kassiert ihre Jahresprognose. Aussicht auf Besserung zeichnet sich bislang nicht ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Die schlechten Nachrichten für die deutsche Wirtschaft reissen nicht ab: Der Export von Waren «Made in Germany» ist im August um 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 101,2 Milliarden Euro gesunken.
Das teilte das Statistische Bundesamt mit.
«Der Rückgang des deutschen Aussenhandels unterstreicht die aktuelle Schwäche von Weltwirtschaft und Welthandel», sagte Holger Bingmann, Präsident des Aussenhandelsverbandes BGA. Kurzfristig bestehe wenig Aussicht auf Besserung. Internationale Handelskonflikte und die Abkühlung der Weltwirtschaft verderben den Unternehmen zunehmend das Geschäft, das bekommt auch die deutsche Elektroindustrie zu spüren.
Das «Strafzoll-Ping-Pong» nach den Entscheidungen der Welthandelsorganisation (WTO) zu Airbus und Boeing erschwere zusätzlich und unnötig das Leben, so Bingmann weiter. «Aber auch der Brexit lähmt durch die weiterhin ungeklärten Konditionen die Wirtschaft» - und das drei Wochen vor dem Austrittsdatum.
Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages kämpfen deutsche Unternehmen mit immer höheren Zollhürden. Neben dem Dauerstreit zwischen den USA und China, hatte sich zuletzt auch die Auseinandersetzung zwischen der Europäischen Union (EU) und der US-Regierung in Washington wegen Subventionen für den europäischen Flugzeugbauer Airbus beziehungsweise den US-Hersteller Boeing zugespitzt.
Die Konflikte verunsichern Kunden, sie halten sich mit Bestellungen zurück. So waren im August 0,6 Prozent weniger Aufträge bei deutschen Industrieunternehmen eingegangen als im Vormonat. Verglichen mit August 2018 war der Auftragseingang um 6,7 Prozent gesunken.
Sinkende Bestellungen wirken sich auch auf den Export aus. Im August verringerten sich die Ausfuhren deutscher Waren sowohl in Mitgliedsländer der Europäischen Union (EU) als auch in Staaten ausserhalb der Gemeinschaft. Nach Angaben der Wiesbadener Behörde gab es in den ersten acht Monaten nur noch ein kleines Plus von 0,4 Prozent auf 882,6 Milliarden Euro.
Obwohl die Importe in den ersten acht Monaten um 1,8 Prozent auf 735,1 Milliarden Euro anstiegen, verzeichneten das Satistische Bundesamt im August einen Rückgang um 3,1 Prozent auf 85,0 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr.
Die Einfuhren sanken im August gegenüber dem Vorjahr um 3,1 Prozent auf 85,0 Milliarden Euro. Im Zeitraum Januar bis August entwickelten sich die Importe mit einem Anstieg von 1,8 Prozent auf 735,1 Milliarden Euro etwas besser.
Der Aussenhandelsverband BGA hatte angesichts der Entwicklung jüngst seine Prognose für dieses Jahr nach unten korrigiert. «Wir müssen das laufende Jahr 2019 wohl abschreiben und uns mit einer schwarzen Null im Export zufriedengeben», sagte Bingmann. Maximal sei noch mit einem Mini-Wachstum von 0,5 Prozent zu rechnen. Im Sommer hatte der BGA ein Plus von 1,5 Prozent erwartet.
Auch die deutsche Elektroindustrie kassierte am Donnerstag ihre Jahresprognose. Man gehe inzwischen davon aus, «dass die Produktion der heimischen Elektroindustrie auch im Gesamtjahr 2019 in ähnlicher Grössenordnung rückläufig sein wird, wie in den ersten acht Monaten», sagte der Chefvolkswirt des Branchenverbandes ZVEI, Andreas Gontermann. Bis einschliesslich August war die Produktion um vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. Ursprünglich hatte der ZVEI einen Zuwachs von einem Prozent für das Gesamtjahr prognostiziert.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet inzwischen mit dem schwächsten Wachstum der Weltwirtschaft seit Beginn des Jahrzehnts. «Wir haben in der Vergangenheit über die Gefahr von Handelskonflikten gesprochen. Jetzt sehen wir tatsächlich die Auswirkungen», warnte die neue IWF-Chefin Kristalina Georgiewa Anfang der Woche. Das globale Handelsvolumen wachse nicht mehr, Investitionen und das produzierende Gewerbe hätten «bedeutend nachgegeben». Für die exportorientierte deutsche Volkswirtschaft sind das keine guten Nachrichten.