Die Suche nach der Wahrheit – Prozess gegen Gil Ofarim eröffnet

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Deutschland,

Musiker Ofarim steht wegen Verleumdung vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, einen Hotelmitarbeiter fälschlicherweise als Antisemiten dargestellt zu haben.

Gil Ofarim (l) spricht im Gerichtssaal mit seinem Anwalt Alexander Stevens.
Gil Ofarim (l) spricht im Gerichtssaal mit seinem Anwalt Alexander Stevens. - Hendrik Schmidt/dpa

Die Staatsanwaltschaft glaubte ihm aber auf Grundlage ihrer Ermittlungen aber nicht und klagte ihn wegen Verleumdung an. Doch für die Verteidigung von Ofarim ist klar: Sollte an dem Abend im Oktober 2021 auch nur ein diskriminierendes Wort gefallen sein, so müsse der Münchner Künstler freigesprochen werden.

Der Musiker, der als Gast für eine Produktion des Mitteldeutschen Rundfunks in Leipzig war, hatte in einem viral gegangenen Video geschildert, dass ein Mitarbeiter des Hotels ihn aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen, damit er einchecken könne. Zuvor hatte sich der Musiker über die Bevorzugung von Gästen beschwert, die hinter ihm in der Warteschlange gestanden hätten.

«Das entspricht nicht der Wahrheit», sagte Staatsanwalt Andreas Ricken. Der Angeklagte habe den Mitarbeiter zu Unrecht als Antisemiten dargestellt. Beim Einchecken sei der Davidstern unter dem Hemd des Musikers gar nicht zu erkennen gewesen, so die Version der Anklagebehörde. Erst bei der Videoaufnahme habe Ofarim den Stern sichtbar gemacht.

Ofarim schweigt zu den Vorwürfen

Ofarim will sich nach Angaben der Verteidigung vorerst nicht zu den Vorwürfen äussern. Bei dem Fall handle es sich um einen «klassischen Fall von Aussage gegen Aussage», sagte Ofarims Rechtsanwalt Alexander Stevens nach Verlesung der Anklage. Möglich sei, dass es sich bei dem Fall um ein Missverständnis oder schlechten Humor handele – oder eben doch um eine «antisemitische Anspielung», sagte der Anwalt. Für die Gesellschaft sei es wichtig, dass das Gericht die Wahrheit ermittle.

Ausserdem betonte der Rechtsanwalt, es gehe «nicht um den Stern, sondern um die Diskriminierungserfahrung». Mobbing und Diskriminierung seien – besonders für Opfer – schwer nachzuweisen. Die öffentliche Meinung sei in dem Fall von mehreren Lügen bestimmt. So sei es beispielsweise falsch, dass das Hotel nach dem Vorfall ergebnisoffen und fair ermittelt habe.

Vorfall bleibt ungeklärt

Auch halte die Verteidigung es für «völlig unplausibel», dass sich der Vorfall so abgespielt habe, wie es der Hotelmitarbeiter geschildert habe. Das Ermittlungsverfahren gegen den Mitarbeiter war nach umfangreichen Untersuchungen von der Staatsanwaltschaft eingestellt worden.

Für den Prozess gegen Ofarim hat das Gericht bis zum 7. Dezember zehn Verhandlungstage angesetzt. Bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt die Unschuldsvermutung.

Kommentare

User #2215 (nicht angemeldet)

@635 Abi Ofarim wäre konsterniert, wenn er von dem Prozess wüsste. Da er tot ist, lässt es sich zwar nicht mehr beweisen. Esther Ofarim ist nicht Gils Mutter. Er ist ein Kind aus der dritten Ehe des Vaters. Ich finde, er habe keine schlechte Ausstrahlung und glaube ihm eher als dem Hotelmanagement. MfG

User #4569 (nicht angemeldet)

Allein die Tatsache, dass es zu diesem Prozess gegen Ofarim kommt, finde ich schon eigenartig. Die Hotelleitung hätte mit dem jungen Mann in einem freundlichen Rahmen reden und ein allfälliges Missverständnis aufklären und um Entschuldigung bitten sollen, und um das Löschen dieses Videos, wodurch das alles ausgelöst wurde. Aber nein, man verklagt ihn. Das ist m.E. irgendwie verhältnisblödsinnig. Es ist feindselig, eskalierend, unfreundlich, unversöhnlich. Es ist kein Zeichen dafür, dass es in Deutschland eine positive Entwicklung gegeben haben sollte.

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