Dresden-Juwelen werden wohl zerstört oder verschwinden für immer
Die geklauten Juwelen aus Dresden sind im Original praktisch unverkäuflich. Die Diebe handelten wohl im Auftrag oder müssen sie erst zerlegen, glauben Händler.
Das Wichtigste in Kürze
- Für die Diebe der Juwelen aus Dresden wird das Verhökern ihrer Ware schwierig.
- Schweizer Händler bezweifeln, dass sich ein Käufer für die Schmuckstücke findet.
- Wahrscheinlicher sei ein Auftrags-Raub.
Nachdem zwei Diebe in der Nacht auf Montag zahlreiche Schmuckstücke aus dem Grünen Gewölbe in Dresden gestohlen hatten, fehlt von den Einbrechern und ihrer Beute bisher jede Spur. Dass die gestohlenen Schmuckstücke demnächst auftauchen, ist leider unwahrscheinlich.
Weiterverkauf extrem schwierig
Auf Anfrage schätzen verschiedene Schweizer Edelstein-Händler den Weiterverkauf von so prominentem Diebesgut als extrem schwierig ein. Die Händler sind untereinander gut vernetzt und unterliegen strengen Richtlinien, was die Herkunft der Steine anbelangt. Bei der weltweiten Aufmerksamkeit, welche der Rekord-Diebstahl ausgelöst hatte, dürfte sich nicht einfach so ein Käufer für das Diebesgut finden.
Wahrscheinlicher ist darum, dass die Diebe im Auftrag gehandelt haben. Ein amerikanischer Ex-Juwelendieb erklärte heute in der «Süddeutschen Zeitung» dass man «einen Juwelenraub quasi von hinten plant. Man sucht sich als allererstes einen Käufer.» Dieser behält die Objekte entweder für sich oder wäscht sie zuerst.
Einzelteile besitzen nur einen Bruchteil des Wertes vom Original
Waschen heisst im Klartext, dass die gestohlene Ware verändert werden muss. Bei der zwei-Zentner Goldmünze «Big Maple Leaf» beispielsweise, welche 2017 aus dem Bode-Museum in Berlin gestohlen wurde, gehen die Ermittler davon aus, dass die Diebe die Münze zerstückelten und dann einschmolzen.
Im Dresdner Fall ist das allerdings etwas schwieriger. Denn die Schmuckstücke behalten nur als ganze Objekte ihren einzigartigen Wert. Werden sie auseinandergenommen, drückt das den Verkaufspreis stark herunter. Ein geschultes Auge würde ausserdem die alte Schleiftechnik der Steine erkennen, sind sich die Händler einig.
Die Schmuckstücke müssten also zuerst auseinander gebaut und dann auch noch neu geschliffen werden, um nicht sofort aufzufallen. Weil das aufwändig ist und erst noch den Verkaufspreis drückt, ist es wahrscheinlicher, dass die Juwelen unverändert in der Privatsammlung eines reichen Auftraggebers verschwinden.
«Artnapping»
Eine zweite Möglichkeit wäre, dass die Einbrecher das Museum versuchen zu erpressen. Im «Spiegel» erklärt Kunstdetektiv Arthur Brand, dass Diebe oft die Museen oder ihre Versicherungen zu erpressen versuchen. Normalerweise wird mit der Zerstörung der Objekte gedroht, sollte kein Lösegeld gezahlt werden. Das sogenannte «Artnapping» ist aber höchst riskant.