Ein Jahr nach Dolomiten-Gletschersturz: Italien gedenkt der Opfer
Vor einem Jahr starben in Italien 11 Menschen bei einem schweren Gletschersturz. Italien gedenkt den Opfern.
![Dolomiten](https://c.nau.ch/i/Dgoyw/900/dolomiten.jpg)
Das Wichtigste in Kürze
- In den Dolomiten kamen am 3. Juli 2022 insgesamt elf Menschen ums Leben.
- Zum Todestag gedenkt Italien morgen Montag den Opfern des Gletschersturzes.
- Experten nennen den Klimawandel als Ursache für den Gletscherabbruch.
Zum ersten Jahrestag des verheerenden Fels- und Gletschersturzes in den Dolomiten gedenkt Italien der elf Toten des Unglücks. An diesem Montag wird am Berg Marmolata eine Messe für die Opfer der Katastrophe gefeiert. Im Anschluss wird zudem eine Gedenktafel angebracht.
Schon am Wochenende wurde mit Veranstaltungen an jenen Tag im vorigen Sommer erinnert. Von einer «Wunde, die wir nie vergessen werden» sprach Luca Zaia, der Präsident der Region Venetien.
Ausserdem grenzt die Marmolata an die Region Trentino-Südtirol. Am 3. Juli 2022 löste sich um 13.43 Uhr ein riesiger Brocken aus einem Gletscher oberhalb des Fedaia-Passes.
Gletschersturz forderte 11 Tote
Rund 63'300 Kubikmeter Eis donnerten ins Tal und rissen Felsen und Steine mit sich. Etliche Bergsteiger wurden auf der Hauptaufstiegsroute von den Wasser- und Geröllmassen erfasst, neun Italiener und zwei Tschechen kamen ums Leben. Ein Mann und eine Frau aus Deutschland wurden schwer verletzt.
Das grosse Loch in dem Gletscher ist weiterhin gut sichtbar. Bisher gehen Experten davon aus, dass die Hitze im vorigen Frühsommer sowie viel Wasser im Gletscher zum Zusammenbruch geführt haben. Wissenschaftler wollen weitere Untersuchungen an der Unglücksstelle durchführen.
Ein strafrechtliches Verfahren wegen möglicher Vergehen der Behörden wurde im Juni abgelehnt. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von Trient und Gutachten von Experten ergaben, dass das Unglück nicht vorhersehbar war. Ein Vorermittlungsrichter stimmte den Einschätzungen zu und legte die Causa zu den Akten.
Alpinist Messner: «Zeitpunkt konnte niemand vorhersehen.»
Dies hält der Extremalpinist Reinhold Messner für die richtige Entscheidung. Erfahrene Bergführer hätten zwar ahnen können, dass dieser Gletscher vor dem Zusammenbruch stand. Das sagte der Südtiroler der italienischen Zeitung «La Repubblica» am Sonntag. «Aber den genauen Zeitpunkt konnte niemand vorhersehen.»
Der 78-Jährige betonte, dass es in den Bergen nie eine absolute Sicherheit gab. Der Klimawandel aber bringe Folgen mit sich, etwa dass Eis und Permafrost als Stabilisatoren zurückgehen. «Die Alpen sind eine zunehmend fragile, schwierigere und riskante Gegend», unterstrich Messner.
![Reinhold Messner Weltrekord](https://c.nau.ch/i/r1krR/900/reinhold-messner-weltrekord.jpg)
An der Marmolata könnten bestimmte Wege nahe der Unglücksstelle deshalb künftig gesperrt werden. Dies, falls die Behörden Zweifel an der Sicherheit haben.
Ein generelles Zugangsverbot zum «König der Dolomiten» werde es aber anders als unmittelbar nach dem Unglück nicht geben. Das stellte Giovanni Bernard, der Bürgermeister der Gemeinde Canazei, zuletzt klar.