Ermittler: Angreifer von Paris vertrat einen radikalen Islam
Der Angreifer, der in der Pariser Polizeidirektion vier Menschen getötet hat, war nach Angaben der französischen Anti-Terror-Ermittler Anhänger einer radikalen Form des Islam.
Das Wichtigste in Kürze
- 45-Jähriger hatte Kontakte zu Salafistenbewegung.
Der 45-Jährige habe eine radikale Sichtweise des Islam vertreten und Kontakte zu Mitgliedern der radikalislamischen Salafistenbewegung gehabt, sagte Staatsanwalt Jean-François Ricard am Samstag in Paris. Der langjährige Mitarbeiter des Polizeipräsidiums hatte am Donnerstag vier Kollegen erstochen und zwei weitere verletzt, bevor er von einem Polizisten erschossen wurde.
Erste Ermittlungen ergaben laut Ricard, dass der Angreifer bestimmte Taten befürwortet habe, «die im Namen dieser Religion begangen wurden». Unter anderem habe er den von Islamisten verübten Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitung «Charlie Hebdo» im Jahr 2015 gutgeheissen, bei dem zwölf Menschen getötet wurden. Auch habe er den Wunsch geäussert, Kontakte zu Frauen einzuschränken, und vor einigen Monaten seine Bekleidungsgewohnheiten geändert.
Mehrere Abgeordnete der konservativen Partei Les Républicains (LR) forderten unter Hinweis auf den Anschlag den Rücktritt von Innenminister Christophe Castaner. Der frühere konservative Präsident Nicolas Sarkozy stellte die Frage, «wie so etwas möglich ist» und beklagte die «unerhörte Brutalität dieser Morde». Die Vorsitzende der rechtspopulistischen Nationalen Sammlungsbewegung, Marine Le Pen, verlangte eine «vollständige Überprüfung der islamistischen Radikalisierung» unter Staatsbediensteten.
Der Angreifer, der seit 2003 in der Verwaltung des Polizeipräsidiums arbeitete, war nach jüngsten Angaben der Staatsanwaltschaft vor «etwa zehn Jahren» zum Islam übergetreten. Er war nicht vorbestraft. Am Morgen des Tattages habe er ein 33 Zentimeter langes Küchenmesser und ein Austernmesser gekauft, mit denen er die Tat verübte.
Die Auswertung der Telefonkontakte zwischen dem Angreifer und seiner in Untersuchungshaft sitzenden Frau ergab, dass sie etwa eine Stunde vor dem Angriff in kurzer Abfolge 33 SMS-Nachrichten austauschten. Dabei habe es sich um Kurznachrichten mit ausschliesslich religiösen Inhalten gehandelt, sagte der Staatsanwalt. Sie endeten demnach mit dem Ausruf «Allah akbar» («Gott ist gross») und dem Auftrag: «Folge unserem geliebten Propheten Mohammed und beachte den Koran!»