Erotikbranche entdeckt Flüster-Trend für sich
Dass Flüstern besondere Gefühle auslösen kann, ist lange bekannt. Jetzt will das auch die Erotikbranche nutzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der ASMR-Trend hat nun die Erotikbranche für sich entdeckt.
- Dabei sollen Geräusche beim Zuhören entspannen oder ein leichtes Kribbeln auslösen.
Die Erotikbranche hat einen Flüster-Trend für sich entdeckt, der sich seit einigen Jahren im Internet ausbreitet: ASMR. Die Abkürzung steht für Autonomous Sensory Meridian Response. Gemeint sind millionenfach angeklickte Videos, bei denen Menschen auch ganz jenseits von Erotik.
Mit Pinseln oder Fingern über Mikrofone streichen, Bücherseiten umblättern oder ihre Haare bürsten – und immer wieder flüstern. Die Geräusche sollen beim Zuhören entspannen oder ein leichtes Kribbeln auslösen.
«Nach dem Orgasmus ist erstmal Feierabend»
Die einen erfahren durch ASMR Entspannung, die anderen Erregung. Wie passt das zusammen? «Bei vielen Dingen, die einen erst aufregen, gibt es nachher Entspannung», sagt Psychologe Claus-Christian Carbon
Deshalb würden auch viele nach dem Sex müde. «Nach dem Orgasmus ist erstmal Feierabend.» Ein Medium könne zwei Auslöserprinzipien haben. «Es entwickelt sich in Sequenzen: Erst ist es aufwühlend.
Über ständige Wiederholung stellt sich ein Gewohnheitseffekt ein», erläutert der Professor. «Aber Erotik funktioniert über den Kopf», ergänzt Carbon. Daher sei durchaus vorstellbar, dass es den ein oder anderen zum Höhepunkt bringe. Vor allem das Flüstern schaffe eine besondere Intimität.
«Wenn ich anfange zu flüstern, habe ich was sehr Persönliches zu erzählen.» Doch längst nicht nur in Sachen Sex. So könne man auch beim Vorlesen von Kinderbüchern flüstern, um eine besondere Stimmung zu erzeugen. Erotik sei da einfach eine andere Richtung, so Carbon.
Branchenweit noch eine Nische
Wissenschaftlich ist ASMR nicht definiert und auch noch nicht ausreichend erforscht. In Sachen Sex ist es nach Einschätzung des Bundesverbands Erotik Handel branchenweit noch eine Nische.
Seit Anfang des Jahres bietet Fred Graf, Mitgründer eines Onlineshops mit Sitz nahe München, auch ASMR-Hörbücher an. «Das macht inzwischen schon gut ein Drittel des Umsatzes aus», sagt er.
Branchenweit sei das aber eher eine Nische, urteilt der Bundesverband Erotik Handel. Der Schwerpunkt liege weniger bei Audio, sondern bei Filmen. Und da sei Flüstern nicht so das Thema.