Evonik trennt sich von Plexiglas-Geschäft
Evonik stellt Zusatzstoffe für unzählige Alltagsgegenstände her. Von einem bekannten Namen trennt sich der Essener Konzern jetzt. Mit anderen Produkten lässt sich dauerhaft mehr Geld verdienen.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit dem Verkauf seines Plexiglas-Geschäfts trennt sich der Essener Spezialchemiekonzern Evonik von einem seiner traditionellen Produkte.
Der Schritt sei notwendig, damit Evonik in weniger konjunkturabhängige Geschäfte investieren könne, sagte Vorstandschef Christian Kullmann am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz. Der Verkauf der Methacrylat-Sparte für netto rund 2,5 Milliarden Euro an den Finanzinvestor Advent International war am Montagabend besiegelt worden.
In dem Geschäftsbereich sind 3900 der weltweit etwa 36 000 Mitarbeiter beschäftigt. Davon arbeiten nach Unternehmensangaben 2750 in Deutschland, unter anderem in Worms, Darmstadt und Wesseling bei Köln. Für sie soll nach Angaben von Kullmann der für Deutschland bis 2023 vereinbarte Kündigungsschutz gelten.
Evonik habe es zur Voraussetzung für den Verkauf gemacht, dass sich der Käufer der im Unternehmen geltenden Sozialpartnerschaft anschliesse, sagte Kullmann. Mit Advent sei ein Käufer gefunden worden, der sich «genau zu diesen Prinzipien bekennt». Die Methacrylat-Sparte komme in gute Hände. Evonik werde durch den Verkauf mehr einnehmen, als viele Beobachter erwartet hätten, betonte Kullmann. Finanzchefin Ute Wolf sprach von einem perfekten Zeitpunkt für den Verkauf des schwankungsanfälligen Geschäftsfelds.
Kullman will die Milliardeneinnahmen aus dem Verkauf des Methacrylat-Geschäfts vor allem für den weiteren Konzernumbau einsetzen. «Wir haben noch viel vor», sagte er. Wenn der Umbau als 100-Meter-Sprint beschrieben werde, stehe Evonik «jetzt bei Meter 10». Bisher habe das Unternehmen das Potenzial, das im Konzernumbau stecke, erst angedeutet.
Im vergangenen Jahr verdiente Evonik bei einem Umsatz von 15 Milliarden Euro unter dem Strich 932 Millionen Euro, nach 713 Millionen Euro im Jahr zuvor. Für 2019 erwartet der Konzern wegen der andauernden politischen Unsicherheiten Umsatz und Ergebnis auf dem Niveau von 2018 oder leicht darunter. Vom laufenden Personalabbau von rund 1000 Stellen in Verwaltung und Vertrieb seien inzwischen etwa 60 Prozent erreicht, sagte Personalvorstand Thomas Wessel.
Mehrheitseigentümer des Chemiekonzerns ist die RAG-Stiftung, die aus den Dividenden die Ewigkeitskosten des im vergangenen Jahr eingestellten Steinkohlebergbaus finanziert.