Ex-Nationaltorwart Lehmann: Vom Helden zum Angeklagten
Der ehemalige Fussball-Nationaltorwart Jens Lehmann wurde zu einer hohen Geldstrafe verurteilt.
Ein deutsches Gericht hat den ehemaligen Fussball-Nationaltorwart Jens Lehmann zu einer Geldstrafe verurteilt. Das Amtsgericht Starnberg verhängte am Freitag 210 Tagessätze zu je 2000 Euro wegen Sachbeschädigung, Beleidigung und versuchten Betrugs – insgesamt 420 000 Euro.
Lehmann habe sich «durchgängig als Opfer der Justiz» inszeniert, sagte Richterin Tanja Walter. Er sei jedoch nicht Opfer, sondern Täter und habe vor Gericht «hanebüchene Geschcihten» zu seiner Verteidigung vorbebracht.
Die Staatsanwaltschaft hatte in dem Prozess, in dessen Mittelpunkt ein skurriler Nachbarschaftsstreit und ein Vorfall mit einer Kettensäge standen, eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung gefordert – und eine Geldauflage von 216 000 Euro.
Kettensägen-Vorfall führt zur Anklage
«Mit der Kettensäge in den Händen werden Helden zu Legenden», sagte Staatsanwalt Stefan Kreutzer – oder sie landeten vor Gericht. Lehmann war angeklagt wegen Sachbeschädigung, Beleidigung und versuchten Betrugs. Im Zentrum der Vorwürfe gegen den 54-Jährigen stand ein skurriler Nachbarschaftsstreit.
Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, mit einer Kettensäge in die neu gebaute Garage seines Nachbarn am Starnberger See in Oberbayern eingedrungen zu sein und dort einen Dachbalken angesägt zu haben. Es gebe «keinen Zweifel» daran, dass die Vorwürfe gegen den WM-Helden von 2006 zutreffen, betonte Staatsanwalt Kreutzer.
Lehmann habe seinem Nachbarn «schlicht und ergreifend eins auswischen» wollen. Er sah bei Lehmann eine hohe kriminelle Energie und warf im «Selbstjustiz» vor.
Vorfall im Parkhaus
Kreutzer hatte auch keinen Zweifel daran, dass Lehmann die Parkgebühren in einem Parkhaus am Flughafen nicht zahlen wollte und darum vorgab, im Parkhaus noch etwas zu tun zu haben – und dann Stossstange an Stossstange hinter einem anderen Auto unter der Schranke hindurchfuhr. «Das ist ja hochgradig verhaltensauffällig», sagte Kreutzer. «Und das für ein paar Hundert Euro – bei Ihren finanziellen Verhältnissen.»
Lehmann hatte am ersten Prozesstag eingestanden, die Garage mit der Kettensäge in der Hand betreten zu haben, sich ansonsten aber auf Erinnerungslücken berufen und von falschen Verdächtigungen und Rufmord gesprochen.
Verteidigung spricht von «Peanuts»
Lehmanns Anwalt Christoph Rücker sagte in seinem Plädoyer: «Die Staatsanwaltschaft schiesst mit Kanonen auf Spatzen.» Lehmann leide unter einem Promi-Malus, die Anklagepunkte seien «Peanuts».
Lehmann war 2006 zum gefeierten Goalie der Heim-WM in Deutschland geworden – vor allem durch seine Glanzleistung beim Elfmeterschiessen gegen Argentinien im Viertelfinale. In seiner aktiven Zeit spielte er unter anderem beim FC Schalke 04, bei Borussia Dortmund und beim FC Arsenal in London.
Erfolgreiche Karriere trotz Skandalen
Im Finale um den Uefa-Pokal 1997 trug er mit einem gehaltenen Strafstoss im Penalty-Schiessen zum Sieg der Schalker gegen Inter Mailand bei.