EZB entscheidet über Geldpolitik
Die Zeit der Zinsanhebungen scheint erstmal vorbei. Die Federal Reserve in den USA machte es vor, die EZB dürfte es ihr gleich tun.
Nach einer Zinspause der US-Notenbank Fed wird erwartet, dass auch die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen wegen der gesunkenen Inflation nicht weiter erhöhen wird. Die Euro-Währungshüter geben ihre Entscheidung heute bekannt.
Zuvor hatte die Federal Reserve am Mittwoch den Leitzins unverändert in der Spanne zwischen 5,25 Prozent und 5,50 Prozent belassen. Gleichzeitig deutete die Notenbank der grössten Volkswirtschaft der Welt Zinssenkungen im kommenden Jahr an.
Rasante Serie von Zinsanhebungen
Die Entscheider der Fed rechnen nun für kommendes Jahr im Mittel mit einem Leitzins von 4,6 Prozent. Das deutet auf etwa drei Zinssenkungen im Jahr 2024 hin. Die hohe Inflationsrate ist in den USA in den vergangenen Monaten zurückgegangen. Nun wollen Fed-Chef Jerome Powell und seine Kolleginnen und Kollegen schauen, ob das derzeitige Niveau ausreichend ist, um die hohen Verbraucherpreise dauerhaft im Zaum zu halten. Powell warnte aber, der Kampf gegen die hohe Teuerungsrate sei noch nicht gewonnen. Der Leitzins in den USA liegt aktuell in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Es ist der höchste Wert seit mehr als zwei Jahrzehnten und das nun mittlerweile dritte Mal in Folge, dass die Fed auf eine Zinspause setzt.
Wie die Fed hat auch die EZB mit einer rasanten Serie von Zinsanhebungen versucht, die gestiegene Inflation zu bekämpfen. Die EZB hatte im Oktober die Zinsschraube nicht weiter angezogen. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der Zentralbank besorgen könnten, liegt derzeit bei 4,5 Prozent. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann. Teurere Kredite sind aber zugleich eine Last für die Wirtschaft, weil sich kreditfinanzierte Investitionen verteuern.
Sorgen um Konjunktur wachsen
Viele Volkswirte erwarten nun, dass die Zinsen zum zweiten Mal in Folge nicht weiter erhöht werden. Die EZB und die Fed streben mittelfristig stabile Preise bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent an. Im November schwächte sich die Teuerung im Euroraum weiter deutlich ab. Die Verbraucherpreise lagen nach Angaben des Statistikamtes Eurostat 2,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, nach 2,9 Prozent im Oktober. Im vergangenen Jahr war die Inflationsrate infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zeitweise noch zweistellig gewesen.
Zugleich wachsen die Sorgen um die Konjunktur. Im dritten Quartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung im Euroraum zum Vorquartal um 0,1 Prozent. Im zweiten Vierteljahr war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent gewachsen nach einer Stagnation zu Jahresbeginn. Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung von Bundesregierung und Ökonomen auch im Gesamtjahr 2023 leicht schrumpfen.