Facebook bietet Verlagen bezahlte Video-Partnerschaften an
Die Beziehungen zwischen Facebook und den Medien sind seit Jahren angespannt. Das Netzwerk ist kaum verzichtbar. Tragfähige Geschäftsmodelle für die Verlage fehlen aber. Ein bezahltes Video-Projekt könnte neue Perspektiven aufzeigen.
Das Wichtigste in Kürze
- Führende Verlage aus Europa werden mit Facebook zusammenarbeiten, um exklusive Inhalte auf der Videoplattform Facebook Watch bereitzustellen.
Zu den Facebook-Partnern gehören die deutschen Verlagshäuser Axel Springer, Burda und Gruner + Jahr, teilte Facebook-Manager Jesper Doub in einem Blogeintrag mit. Im Rahmen der europäischen Kooperation werden nicht nur Werbeerlöse geteilt, sondern Facebook zahlt auch einen zweistelligen Millionenbetrag direkt an Medienpartner.
Axel Springer wird mit dem Sendeformat «BILD DAILY» täglich über aktuelle Themen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Unterhaltung, Sport und Lifestyle berichten sowie mit «WELT News», den «meinungs- und bildstärksten Themen von WELT Digital» zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Burda ist mit einer Ratgeber-Sendung (Life Hacks») und einem Nachrichtenformat seines Magazins «Focus» sowie einer mehrteiligen Serie mit Klaudia Giez («Germany's Next Top Model») präsent. Gruner + Jahr bringt eine Wissenschaftsshow, eine Fussball-Sendung sowie zwei Shows zum Thema Kochen auf Facebook Watch online.
Facebook-Manager Doub, der für Medienpartnerschaften in Europa zuständig ist, betonte, Menschen teilten und diskutierten Ideen und Neuigkeiten in dem Netzwerk. «Deshalb legen wir grossen Wert auf ein gesundes Nachrichten-Ökosystem und die Stärkung von Qualitätsjournalismus.»
Facebook unterstütze Verlage und Herausgeber einerseits bei der digitalen Transformation und entwickele andererseits gemeinsam mit ihnen neue Geschäfts- und Erlösmodelle. «Unser Ziel ist es, Verlagen die Möglichkeit zu bieten, neue Formate auszuprobieren, neue Zielgruppen zu erreichen und nachhaltige Ertragsquellen über unsere Plattformen aufzubauen.»
Die Kooperation im Video-Bereich ist Teil eines grösser angelegten Plans von Facebook-Chef Mark Zuckerberg, das angespannte Verhältnis von Facebook zu den Medien zu verbessern und Qualitätsinhalte aus den Medien auf den Plattformen des Konzerns sichtbar zu machen. So kündigte Zuckerberg Anfang April in einem Gespräch mit Springer-Chef Mathias Döpfner an, einen separaten Bereich für Medieninhalte einzurichten. Dieses Projekt ist bislang aber noch nicht umgesetzt worden.
In Facebooks Einstellung zu Medieninhalten hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder Änderungen gegeben. Zunächst wurde das Online-Netzwerk zu einer immer wichtigeren Plattform für Medienunternehmen, um Nutzer zu erreichen. Doch dann wurde Facebook unter anderem im Zuge des US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 für die massenhafte Verbreitung gefälschter Nachrichten missbraucht - und musste einräumen, schlecht darauf vorbereitet gewesen zu sein.
Vor diesem Hintergrund kündigte Zuckerberg an, Beiträge von Familie und Freunden sollten in den Newsfeeds der Nutzer mehr Gewicht als Medieninhalte erhalten. Das führte auch bei den klassischen Medien zu erheblichen Reichweitenverlusten und damit zu weniger Einnahmen.
Der Digitalchef von Gruner + Jahr, Arne Wolter, sprach zuletzt von einer «Frenemy»-Beziehung, also einer Mischung zwischen Freund und Feind. «Der Begriff "Frenemy" passt nach wie vor», sagte Wolter in einem Interview mit dem Branchendienst «Horizont». «Dennoch verändert sich etwas zum Guten: Beide Seiten verstehen einander besser. Wir haben gelernt, wo wir Partner sind oder sein sollten - und wo wir tatsächlich im Wettbewerb stehen. Die Claims sind besser abgesteckt.»
In dem aktuellen Videoprojekt arbeiten aus Frankreich die renommierte Zeitung «Le Monde», der Nachrichtensender BFM-TV sowie die populäre Video-Plattform Brut ( ) mit. Aus Schweden ist «Expressen» mit einer News-Sendung vertreten.