Fall der Berliner Mauer als Feier der friedlichen Revolution
Heute Samstag jährt sich Fall der Berliner Mauer zum 30. Mal. Ein Ereignis, das bis heute als Symbol der friedlichen Revolution steht.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute Samstag jährt sich der Mauerfall in Berlin zum 30. Mal.
- Bis heute steht das Ereignis als Symbol der Freiheit und friedlichen Revolution.
- Historiker Marko Demantowsky erklärt, warum die Erinnerung an den Mauerfall nötig ist.
Am 9. November 1989, um 18:53 Uhr, verkündet Politbüro-Sprecher Günther Schabowski die neue Reiseregelung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Sie soll den DDR-Bürgerinnen und Bürger ständige Ausreisen und Urlaubsreisen in den Westen ermöglichen. Gelten soll die Regelung allerdings erst ab dem zehnten November.
Doch Schabowski ist unvorbereitet, verhaspelt sich und erklärt die Grenze «ab sofort» als geöffnet. Ein Fehler, der am selben Abend noch Konsequenzen hat: Die Mauer und die innerdeutsche Grenze fallen.
Bewunderung einer friedlichen Revolution
Obwohl der Fall der Berliner Mauer bereits 30 Jahre her ist, bleibt er tief in den Köpfen der Menschen verankert. «Die Bilder der westdeutschen Medien, die an den Bastille-Sturm erinnerten, brannten sich ins kollektive Gedächtnis ein», sagt Historiker Marko Demantowsky. Seither habe das Ereignis einen starken mythologischen Charakter gewonnen.
«Beim Fall der Berliner Mauer wurde deutlich, dass die SED-Führung nicht mehr an ihren eigenen Staat glaubte», sagt der Historiker. Dies schmälerte allerdings nicht den Mut der Menschen, die an den Oktober-Protesten 1989 auf den Strassen der DDR teilnahmen, so der Historiker.
Der Staatsapparat war nach wie vor sehr autoritär. Vor allem die Montagsdemonstration am 9. Oktober in Leipzig, als «es sehr knapp war», sticht dabei hervor. Die Demonstration gilt als der Wendepunkt für die friedliche Revolution in der DDR.
Fall der Berliner Mauer als grosser Freiheitsgedanke
Die Erinnerung an die Prozesse von vor 30 Jahren bleibt für den Historiker aus mehreren Gründen wichtig. «Zum einen hat dieser Prozess das Leben von Millionen von Menschen in der DDR und der alten Bundesrepublik Deutschland (BRD) verändert.» Neben erlaubten Grenzübertritten war beispielsweise auch der Erwerb westdeutscher Produkte für DDR-Bürgerinnen und Bürger möglich.
Gleichzeitig spielte der Fall der Berliner Mauer auch im global-historischen Zusammenhang eine grosse Rolle. «In dieser Zeit sind auf der ganzen Welt diktatorische Herrschaftsformen zusammengebrochen und wurden durch Volkswiderstand entmachtet», sagt Demantowsky. Das Ereignis «steht somit für einen grossen Freiheitsanspruch und Freiheitsgedanken.»
«Einfacher Widerstand wird zu wenig gewürdigt»
Allerdings steht der Historiker dem Jubiläum auch kritisch gegenüber. «Das Potenzial der friedlichen Revolution wird ungenügend in die deutsche Tradition aufgenommen.» Zwar würden Feiertage stattfinden und wichtige Personen zu Recht gewürdigt, allerdings käme der einfache Widerstand der einfachen Leute heute schlicht zu wenig zum Tragen.
«Davon profitiert momentan auch die AfD, welche es versteht, Widerstandsmentalitäten auf ihre Mühen zu lenken», sagt Demantowsky weiter. Die rechte Partei hat in mehreren Teilen Deutschlands, auch im Osten, in den letzten Jahren grosse Erfolge gefeiert. Bei der Wahl in Thüringen von vor zwei Wochen erreichte sie mehr als 23 Prozent der Stimmen.
Es sei daher wichtig, in Zukunft die «wunderbare Selbstbefreiung der DDR-Bürgerinnen und Bürger zu würdigen und zu respektieren». Schliesslich würde man mit dem Mauerfall-Jubiläum die friedliche Revolution und die Selbstermächtigung eines Volkes feiern.