Führungswechsel: Neuer BMW-Chef Zipse spornt Mitarbeiter an
Im Münchner Vierzylinder-Hochhaus hat jetzt der bisherige Produktionschef das Sagen. Zum Amtsantritt hat er eine klare Botschaft: Wir sind stark - und haben eine Menge Hausaufgaben.
Das Wichtigste in Kürze
- Der neue BMW-Chef Oliver Zipse hat die Beschäftigten an seinem ersten Arbeitstag aufgerufen, die Herausforderungen anzunehmen und die Chancen des Umbruchs in der Autoindustrie zu nutzen.
In einem Rundbrief sprach er am Freitag auch Schwächen des Konzerns offen an und gab das Ziel aus, BMW müsse «als Gewinner aus dem Umbruch in unserer Branche hervorgehen».
Der 55-jährige Ingenieur war bisher als Produktionschef für die weltweit 31 BMW-Werke verantwortlich. Der Aufsichtsrat hatte Zipse im Juli zum Nachfolger von Harald Krüger berufen, der nach vier Jahren an der Spitze seinen Vertrag nicht mehr verlängern wollte. Aufsichtsratschef Norbert Reithofer hatte erklärt, mit «Zipse übernimmt ein führungsstarker Stratege und Analytiker den Vorstandsvorsitz». Er werde für «zusätzliche Impulse bei der Gestaltung der Mobilität der Zukunft» sorgen.
Zipse schrieb an die Mitarbeiter, BMW habe sich in den vergangenen Jahren etwas «an den Erfolg gewöhnt». Jetzt stiegen die Kosten schneller als die Einnahmen. «Wir denken und handeln noch nicht konsequent global.» Jeder müsse bereit sein, zu lernen und sich weiterzuentwickeln, Erfolg müsse «jeden Tag neu erarbeitet werden», mahnte der neue Chef. «Wir müssen nicht immer der Erste sein», aber bei allem «deutlich besser sein als der Wettbewerb», forderte Zipse. Das gelte für Autos und Dienstleistungen, Strukturen und Kosten.
Zugleich betonte er aber auch ungewohnt deutlich die Stärken von BMW. Je nach Entwicklung der Kundenwünsche und der gesetzlichen Vorgaben in den verschiedenen Regionen könne BMW Verbrenner, Hybride oder Elektroautos bauen: «Mit unseren flexiblen Architekturen sind wir dem Wettbewerb weit voraus», das «macht den Unterschied». Beim Verkauf habe die Marke den Rückstand auf Mercedes verkürzt und als Konzern mit Mini den Vorsprung vergrössert. «Wir wissen, was wir tun - und warum wir es tun!», stellte Zipse klar.
Betriebsratschef Manfred Schoch erwartet von Zipse, dass er «die gute Partnerschaft zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung» fortsetzt. Der Autobauer beschäftigt rund 130.000 Mitarbeiter.
Die Internationale Automobilausstellung (IAA) Anfang September wird sein erster grosser Auftritt als BMW-Chef werden. Die erste grosse Herausforderung aber ist der Brexit im Oktober: Grossbritannien ist für BMW der viertgrösste Markt, zudem baut der Konzern dort den Mini, den Rolls-Royce sowie Motoren für den 1er BMW.
Weil BMW Milliarden in E-Mobilität, Mobilitätsdienste und selbstfahrende Autos investiert, rechnet das Unternehmen heuer mit einem Gewinneinbruch. Wer Zipses Nachfolger als Produktionsvorstand wird, dürfte der BMW-Aufsichtsrat im Herbst entscheiden.
Unter Krüger bewahrte BMW eine saubere Weste im Dieselskandal und schloss wichtige Partnerschaften bei Mobilitätsdiensten und beim autonomen Fahren. Doch Kritiker warfen ihm vor, dass Mercedes BMW bei den Verkaufszahlen überholt und BMW seine Führungsrolle bei der Elektromobilität eingebüsst habe.
Heute plant BMW, bis 2023 mindestens 13 vollelektrische Modelle und ein Dutzend Hybride anzubieten. Zipse werde nicht von heute auf morgen alles über den Haufen werfen, hiess es aus dem Unternehmen. Aber mancher erwartet, dass er mit breiterer Brust auftritt als Krüger und nach innen und aussen deutlicher macht, dass BMW die richtige Strategie habe.
Zipse wurde 1964 in Heidelberg geboren, hat in den USA Informatik und Mathematik sowie in Darmstadt Maschinenbau studiert und 1991 als Ingenieur bei BMW angefangen. Nach Stationen in München und Südafrika leitete er bis 2008 das Mini-Werk Oxford, er war Chef der Technischen Planung, der Konzernplanung und der Produktstrategie und rückte im Mai 2015 in den Vorstand auf.