Höchststrafe für Mörder der Londonerin Sarah Everard

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Grossbritannien,

Tagelang dominierte die Suche nach Sarah Everard die Schlagzeilen in Grossbritannien - ihre Ermordung erzürnte in der Folge das Land. Nun fiel vor einem Londoner Gericht das Urteil.

Diese Skizze zeigt den Angeklagten im Gerichtssaal. Der geständige Mörder der Londonerin Sarah Everard muss den Rest seines Lebens hinter Gitter. Foto: Elizabeth Cook/PA Wire/dpa
Diese Skizze zeigt den Angeklagten im Gerichtssaal. Der geständige Mörder der Londonerin Sarah Everard muss den Rest seines Lebens hinter Gitter. Foto: Elizabeth Cook/PA Wire/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Hartes Urteil in einem aussergewöhnlichen Fall: Wegen des Mordes an der Londonerin Sarah Everard muss ein Polizist für den Rest seines Lebens hinter Gitter.

Richter Adrian Fulford verurteilte den 48-Jährigen am Donnerstag zur Höchststrafe - lebenslange Haft ohne Aussicht auf vorzeitige Entlassung.

Der Fall hatte das Land aufgewühlt und eine neue Debatte über Gewalt gegen Frauen ausgelöst. «Der Polizist (...) wird im Gefängnis sterben», meldete die Nachrichtenagentur PA, und die Boulevardzeitung «The Sun» rief ihm hinterher: «Verrotte in der Hölle!»

Zum Abschluss eines emotionalen Prozesses betonte Richter Fulford, er sehe keine andere Wahl, als die Höchststrafe zu verhängen. Das liegt vor allem am Beruf des geständigen Täters: «Der Missbrauch der Funktion eines Polizisten, wie er in diesem Fall vorgekommen ist, um ein einzelnes Opfer zu entführen, zu vergewaltigen und zu ermorden, ist meines Erachtens ebenso schwerwiegend wie ein Mord zur Förderung einer politischen, religiösen, rassischen oder weltanschaulichen Sache», sagte Fulford.

Macht missbraucht

Ein Polizist, der seine Macht missbrauche, erschüttere die Grundpfeiler der Gesellschaft. Premierminister Boris Johnson twitterte: «Die Menschen müssen ohne Angst auf den Strassen gehen können und mit vollem Vertrauen, dass die Polizei sie schützt.»

Richter Fulford sagte, es habe sich keineswegs um eine spontane Tat gehandelt. Vielmehr habe der 48-Jährige bereits Wochen zuvor eine Entführung und Vergewaltigung geplant und vorbereitet. Dabei habe er wissen müssen, dass es so gut wie keine Alternative dazu geben werde, das zufällige Opfer zu töten.

Die Details der Bluttat haben in Grossbritannien Schockwellen ausgelöst. Sarah Everard war am Abend des 3. März in London zu Fuss auf dem Heimweg von einer Freundin. Kurz nachdem die 33-Jährige ein Telefonat mit ihrem Freund beendet hatte, stoppte sie der Polizist mithilfe seines Dienstausweises und nahm sie wegen Verstosses gegen Corona-Regeln fest.

Er fuhr die mit Handschellen gefesselte Everard Dutzende Kilometer weit in die südostenglische Grafschaft Kent. Dort vergewaltigte er die junge Frau und erdrosselte sie mit seinem Polizeigürtel. Später kaufte er Benzin, zündete die Leiche an und versenkte Everards sterbliche Überreste in einem Tümpel.

Keine Reue erkennbar

Nie habe der Täter ernsthaft Reue gezeigt, nie habe er Angaben zu seinem Motiv oder zum genauen Tathergang gemacht, sagte Richter Fulford. Vielmehr fuhr der Mann Tage später sogar mit seiner Familie noch in das Waldstück, in dem er die Leiche entsorgt hatte, und liess seine beiden Kinder in der Nähe spielen.

Den Hinweis von Verteidiger Jim Sturman - der Angeklagte habe die Tat gestanden und schäme sich, er habe keine Vorstrafen und sei als guter Familienvater und Kollege bekannt, was eine frühere Haftentlassung rechtfertige - wies der Richter zurück. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Tagelang hatte die Suche nach Sarah Everard das Land in Atem gehalten. In vielen Städten demonstrierten Frauen bei Mahnwachen für mehr Schutz. Etliche berichteten im Internet über ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung. Geändert hat sich seitdem nicht viel. Erst vor kurzem löste der Mord an einer anderen Londonerin, der 28-jährigen Sabina Nessa, erneut Wut und Entsetzen aus.

Tiefe Trauer der Familie

Vor Gericht schilderten Everards Eltern und Schwester ihre Trauer. «Keine Strafe, die Sie erhalten, wird jemals dem Schmerz und der Folter gleich kommen, die Sie uns zugefügt haben», sagte Vater Jeremy Everard an den Angeklagten gerichtet. «Wir haben es geliebt, ein Teil von Sarahs Welt zu sein, und haben erwartet, dass sie ein erfülltes und fröhliches Leben führen wird. Nun kommen wir ihr nur noch bei täglichen Besuchen an ihrem Grab nahe.»

Schwester Katie nannte den Täter ein «Monster», und Mutter Susan sagte: «Er hat meine Tochter behandelt, als wäre sie ein Nichts, und sie entsorgt, als wäre sie Müll.» Die Familie betonte in einem Statement, das Urteil bringe Sarah nicht zurück - doch mit dem Polizisten in Haft sei die Welt sicherer.

Das Leid von Familie und Freunden bleibt. Mit den Folgen hat auch die Londoner Polizei noch zu tun, die den Täter nach seinem Geständnis umgehend suspendiert hatte. So laufen Ermittlungen gegen mehrere Beamte, weil sie frühere Anzeigen gegen ihren Kollegen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses nicht konsequent verfolgt haben sollen.

«Es gibt keine Worte, die den Horror des Mordes an Sarah angemessen ausdrücken könnten», schrieb Premier Johnson. Und er beteuerte, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um Verbrechen wie diese künftig zu verhindern.

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