Moderator Götz Alsmann macht seinen ersten eigenen Podcast. Natürlich geht es darin nicht um Mord, Totschlag, Beziehungstipps oder all die anderen Dinge, die der Mainstream ausgiebig hört - sondern um seltsame Blüten des Jazz. Alsmann verbindet damit etwas Persönliches.
Will verborgene Platten-Schätze ausgraben: Götz Alsmann im WDR-Tonstudio in Münster. Foto: Guido Kirchner/dpa
Will verborgene Platten-Schätze ausgraben: Götz Alsmann im WDR-Tonstudio in Münster. Foto: Guido Kirchner/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Götz Alsmann kann sich noch sehr gut an die Zeit und die Mühen erinnern, die einst zwischen ihm und einem ersehnten Tonträger lagen.
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Damals, als es noch kein Ebay oder vergleichbare Plattformen gab.

Und Sammler - wie er - mit Auktionslisten hantierten. «Da bekam man im Januar eine Liste und man musste bis Ende Februar schreiben, was einem eine bestimmte Platte wert ist», erinnert sich Alsmann. «Etwa im Mai bekam man dann Bescheid. Das Geld wurde per internationaler Postanweisung angewiesen.» Und im Oktober, lange nach dem Gebot, sei dann endlich die Platte gekommen.

Alsmann öffnet seine Schatztruhe

Alsmann, mit «Zimmer frei!» populär gewordener Moderator, promovierter Musikwissenschaftler und Musiker, hat seit jungen Jahren eine beachtliche Sammlung an Jazz-Platten zusammengetragen. Jazz-Liebhaber würden sogar sagen: einen kleinen Schatz. Vom 3. Januar an will er seine Truhe öffnen, für einen neuen WDR-Podcast mit dem Titel «Der geheime Garten des Jazz».

Für den notorisch elegant gekleideten Liebhaber klassischer Dinge («Wenn es nach mir ginge, würden meine Platten nur auf Schellack rauskommen und TV-Sendungen grundsätzlich in Schwarz-Weiss ausgestrahlt.», Alsmann, 2017) ist es der erste Schritt als Moderator in die boomende Podcast-Szene. «Es ist das erste Mal, dass ich einen eigenen Podcast mache», sagt er. Aber im Grunde sei es eine Fortführung seiner Jazz-Sendung im WDR-Radio. «Es ist die Essenz dieser Sendung. Der Podcast wird aber komplett neu produziert, das ist kein simpler Zusammenschnitt.» Das Thema ist ihm wichtig.

Es geht um die Aussenseiter des Jazz

Die Idee: Alsmann will jene Künstler und Platten beleuchten, die nicht zum etablierten Jazz-Kanon gehören. Die Abseitigen, die Ignorierten, die mit den obskuren Anekdoten - und zwar aus den 50er- und 60er-Jahren. Man kann das speziell nennen. Oder interessant.

«Es handelt sich um Platten, die keine Chance hatten», sagt er. Manchmal habe ein Künstler nur ein einziges Album in seiner Karriere hinterlassen. Manchmal seien die Platten nicht über das frühe Stadium der Bemusterung hinaus gekommen. «Es sind Platten dabei, die von den Künstlerinnen und Künstler selbst verlegt wurden, um sie vielleicht beim allabendlichen Auftritt in einer Cocktail-Bar zu verkaufen», sagt er. Man kenne ja diese Pianisten, die voll Hoffnung ihre Werke ausstellten. «Davon wurden dann 500 Stück gepresst», sagt Alsmann. «Und 490 davon finden die Erben 60 Jahre später in der Garage.»

Die erste Folge etwa dreht sich um den Trompeter John Plonsky. Die zweite Folge soll der Sängerin Zilla Mays gewidmet werden, über deren einziges Album Alsmann spricht wie über eine fehlgedruckte und damit besonders wertvolle Briefmarke. «Das ist sehr, sehr schön, hat aber zugleich das schlampigst edierte Cover der Schallplatten-Geschichte», sagt er. Allein der Name der Sängerin sei mehrfach unterschiedlich geschrieben. Die Reihenfolge der Songs auf dem Cover stimme nicht mit der tatsächlichen Reihenfolge überein. Nichtmal Zillas Geburtsdatum sei korrekt notiert.

Sein Fundus sei reich, sagt Alsmann. Er habe auch Produktionen aus Europa - also auch Deutschland - im Repertoire. Kann man das auch geniessen, wenn man kein Jazz-Aficionado wie er ist? Alsmann bejaht das entschieden. «Ich will nicht nur zu den Bekehrten predigen», sagt er. «Aber eine gewisse Nerdigkeit wird sich nicht vermeiden lassen.»

WDR3-Podcast «Der geheime Garten des Jazz» ab Montag, 3. Januar 2022, alle 14 Tage montags. Auf WDR3.de und in der ARD-Audiothek.

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