Hans Dieter Pötsch: Angeklagt wegen Marktmanipulation

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Deutschland,

Von der Vergangenheit eingeholter Chefkontrolleur: Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft sieht Pötsch mitverantwortlich für die VW-Abgasaffäre.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat die Führungsspitze von Volkswagen wegen Marktmanipulation angeklagt. Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, Vorstandschef Diess und dem Ex-Vorstandsvorsitzenden Winterkorn wird vorgeworfen, Anleger im Jahr 2015 «vorsätzlich zu spät» über die Risiken der Dieselaffäre informiert zu haben. Foto: Marijan Murat
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat die Führungsspitze von Volkswagen wegen Marktmanipulation angeklagt. Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, Vorstandschef Diess und dem Ex-Vorstandsvorsitzenden Winterkorn wird vorgeworfen, Anleger im Jahr 2015 «vorsätzlich zu spät» über die Risiken der Dieselaffäre informiert zu haben. Foto: Marijan Murat - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Als Finanzchef lieferte er jahrelang Rekordergebnisse ab und machte sich im Konzern viele Freunde.

Seit 2003 arbeitet Hans Dieter Pötsch für die VW-Gruppe, zwölf Jahre als Finanzvorstand und seit Herbst 2015 an der Spitze des Aufsichtsrats. Spätestens mit diesem Wechsel geriet der heute 68 Jahre alte «Herr der Zahlen» im Volkswagen-Konzern aber auch in die Kritik.

Der Vorwurf: Das Unternehmen habe die Finanzmärkte im September 2015 zu spät über die Manipulationen an elf Millionen Dieselautos informiert. Und Pötsch war zu dieser Zeit Finanzchef. Daher rückte er in den Blickpunkt der Ermittler. Sein Renommee als Kapitalmarktkenner ist bei Branchenexperten unbestritten - Skeptiker sahen ihn aber als Fehlbesetzung bei der Aufklärung der Hintergründe der Dieselaffäre.

Trotzdem wählte der Aufsichtsrat Pötsch als Nachfolger für den kürzlich gestorbenen VW-Patriarchen Ferdinand Piëch an die Spitze des Gremiums. Nicht wenige Kontrolleure hatten dabei Bauchweh. So mancher fragte sich: Warum macht man einen Ex-Vorstand zum Mitaufklärer eines Skandals, der in dessen Amtszeit begann? Co-Aufseher Wolfgang Porsche stärkte Pötsch jedoch den Rücken.

Der eher zurückhaltend auftretende Wirtschaftsingenieur präsentierte sich denn auch als Aufklärer. «Alles kommt auf den Tisch, nichts wird unter den Teppich gekehrt», liess sich Pötsch nach dem Amtsantritt zitieren. Und er sah sich als Mittler: «Ich bin seit Monaten im Dialog mit Investoren. Ich versuche, ihre Anliegen und die Unternehmensinteressen zu Corporate-Governance-Aspekten übereinanderzulegen und Schnittmengen auszuloten.»

Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft sieht Pötschs Arbeit nach ihren Ermittlungen nun anders. Er wird - ebenso wie Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn und der jetzige Vorstandschef Herbert Diess - wegen Marktmanipulation angeklagt.

1979 kam Pötsch zunächst zu BMW. 1987 verliess er die Münchner als Controlling-Chef, es folgten Stationen beim Laser-Spezialisten Trumpf, Maschinenhersteller Traub und Lackieranlagenbauer Dürr. 2003 wechselte er als Finanzvorstand zu VW. Er gilt als gut vernetzt. Zusätzlich rückte Pötsch 2009 in den Vorstand der Porsche-Holding Porsche SE auf, die die Mehrheit an VW hält.

Der kontrolliert und besonnen auftretende zweifache Vater war für VW in vielen entscheidenden Momenten zur Stelle. So gilt Pötsch als ein Architekt hinter der vollständigen Porsche-Übernahme im August 2012.

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