Horst Seehofer gerät nach Datenklau in Kritik
Das Wichtigste in Kürze
- Das BSI konnte einen massiven Datenklau in Deutschland nicht aufhalten.
- Die Panne geht dabei auf Innenminister Horst Seehofer zurück. Aufklärung drängt.
Nach dem massiven Online-Angriff auf rund 1000 Politiker und Prominente in Deutschland wächst der Druck auf Innenminister Horst Seehofer, zügig für Aufklärung zu sorgen.
«Ich bin irritiert, vom zuständigen Bundesinnenminister, der sonst keine Gelegenheit auslässt, sich zu allem und jedem zu Wort zu melden, so gut wie nichts zu hören, wenn es um die Cybersicherheit in unserem Land geht», sagte etwa der SPD-Innenpolitiker Burkhard Lischka der Deutschen Presse-Agentur.
Seehofer hat bereits Transparenz angekündigt – heute Montag lässt er die Chefs des Bundeskriminalamts (BKA) und des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Holger Münch und Arne Schönbohm, in sein Ministerium kommen.
«Von Herrn Seehofer erwarte ich, dass er sich nicht einfach wegduckt, wenn Daten von Hunderten Politikern, Journalisten und Künstlern veröffentlicht werden», sagte Lischka weiter. Gleichzeitig lege das BSI, für das Seehofer als Innenminister verantwortlich ist, ein «katastrophales Kommunikationsverhalten» an den Tag.
Versäumnisse in der BSI?
Kubicki sprach in der «Passauer Neuen Presse» heute Montag von einer mangelhaften und unentschuldbaren Informationspolitik des BSI und stellte die Qualifikation von dessen Chef Schönbohm in Frage.
Zuerst hatte Schönbohm gesagt, das BSI habe «sehr frühzeitig im Dezember auch schon mit einzelnen Abgeordneten, die hiervon betroffen waren, dementsprechend gesprochen». Nach wachsender Kritik stellte seine Behörde einen Tag später ihr Vorgehen plötzlich anders dar.
Seehofer will spätestens Mitte der Woche die Öffentlichkeit informieren, wie er der «Süddeutschen Zeitung» sagte. «Die Öffentlichkeit wird alles erfahren, was ich weiss.»
Nach Informationen aus Sicherheitskreisen vom Sonntag sind 994 Personen von dem Online-Angriff betroffen: vor allem Politiker, aber auch Prominente und Journalisten. Etwa 50 Fälle seien schwerwiegender, weil grössere Datenpakete wie Privatdaten, Fotos und Korrespondenz veröffentlicht worden seien, hiess es.
Ein bislang Unbekannter hatte über das inzwischen gesperrt Twitter-Konto @_Orbit im Dezember zahlreiche persönliche Daten von Politikern und Prominenten als eine Art Adventskalender veröffentlicht. Manche Informationen hatte er auch schon früher ins Netz gestellt. Das wurde allerdings erst in der Nacht zu Freitag öffentlich bekannt.