Hungerstreik in Russland: Oleg Senzow will Protest fortführen
Der ukrainische Regisseur Oleg Senzow, der in Russland inhaftiert ist, will seinen Hungerstreik nach drei Monaten nicht beenden. Er stellt hohe Forderungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der inhaftierte Ukrainer Oleg Senzow will seinen Hungerstreik noch nicht beenden.
- Er fordert die Freilassung aller ukrainischen Aktivisten aus den Gefängnissen Russlands.
Auch nach drei Monaten im Hungerstreik und trotz schwerer gesundheitlicher Folgen will der in Russland inhaftierte ukrainische Filmemacher und Aktivist Oleg Senzow seinen Protest fortsetzen. «Er ist kein Selbstmörder, er will und hofft darauf, zu leben», sagte am Mittwoch die russische Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Soja Swetowa der Nachrichtenagentur AFP. Allerdings habe der Filmemacher «nicht die Absicht aufzuhören». Swetowa hatte am Dienstag für zwei Stunden mit Senzow im Gefängnis gesprochen.
Laut Swetowa will der 42-Jährige seinen Hungerstreik erst beenden, wenn alle ukrainischen politischen Gefangenen freigelassen werden. Dadurch habe er die Kraft, die «Haftbedingungen zu ertragen». Zudem hege Senzow weiterhin die Hoffnung, dass die russische Regierung «früher oder später» auf seine Forderung eingehen werde.
«Er erinnerte mich an einen Krebskranken, der überzeugt ist, dass er den Tumor besiegen und leben wird», sagte Swetowa. «Er ist noch stärker geworden. Er fühlt sich als Mann, der anderen Unschuldigen helfen kann, freigelassen zu werden.»
13 Kilos abgenommen
Die körperliche Verfassung des Filmemachers ist laut Swetowa weiterhin schlecht. Er selbst habe seinen Zustand als «vorkritisch» bezeichnet und nehme nach eigener Aussage Nahrungsergänzungsmittel. Senzow habe angegeben, durch den Protest bereits 13 Kilogramm an Gewicht verloren zu haben. Für den Notfall befinde sich ein Krankenhaus etwa 15 Minuten mit dem Auto von dem Gefängnis entfernt.
Vergangene Woche hatte die Cousine des 42-Jährigen berichtet, Senzow schwebe mittlerweile in Lebensgefahr. Senzow wird in einer Strafkolonie in Russlands äusserstem Norden festgehalten. Am Freitag hatte sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vergeblich beim russischen Staatschef Wladimir Putin für ihn eingesetzt.
Der Filmemacher war 2014 auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim festgenommen worden. Die Behörden warfen ihm vor, Brandanschläge organisiert zu haben. Der Aktivist und Dokumentarfilmer wies dies zurück, wurde aber zu 20 Jahren Haft verurteilt.